LEANDER HAUßMANN: „BUH“


Die schlimmste Pein für Regisseur und Theatermann Leander Haußmann ist die Langeweile. Gegen die begehrte er schon in der Jugend in der DDR mit allerlei möglichst unernstem Rebellentum auf. Auch davon erzählt er jetzt frei nach Schnauze in seinem Memoirenband mit dem für ihn irgendwie typischen Titel „BUH“.
Seinem sehr bunten Künstlerleben noch gerechter wird jedoch der Untertitel „Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück“. Der 1959 in Quedlinburg geborene Spaßvogel ist Spross der Künstlerfamilie Edzard und Doris Haußmann und seine Großmutter Ruth Wenger war in erster Ehe mit Hermann Hesse verheiratet. Nach einer Druckerlehre besuchte der junge Mann die renommierte Ernst-Busch-Schauspielschule und spielte bald an verschiedenen Provinzbühnen.
Aus dieser Zeit stammen einige der witzigsten Kapitel dieses Buches, das voller Anekdoten steckt und einen teils geradezu anarchischen Humor erkennen lässt. Im DDR-Grau dreist und pfiffig anzuecken, es muss richtig Spaß gemacht haben, wie deutlich zu spüren ist, und eine Szene, in der er auf die Forderung einer Ausweiskontrolle durch typische Stasi-Mitarbeiter hin diesen einfach nur den Vogel zeigt, erscheint geradezu filmreif. Und da klingt durchaus einiges an Nostalgie wegen der genossenen verrückten Zeiten durch.
Von Theatererlebnissen in Ost und West – er war in den 90er Jahren unter anderem zeitweise Intendant am Schauspielhaus Bochum – erzählt er deftig und macht auch aus Niederlagen kein Hehl. Seine großen Regieerfolge wie „Sonnenallee“ lässt er weitgehend unerwähnt, dabei bewies er seine Klasse eben erst wieder beim Fernsehfilm „Kinderparadies“ in der „Polizeiruf 110“-Reihe.
Am mitreißendsten sind jedenfalls die wie auch immer gefärbten Erinnerungen an den vor 25 Jahren untergegangenen Kulturbetrieb der DDR. Und der intelligente Kauz und Künstler setzt einen brillanten Schlusspunkt mit dem Nekrolog, der einst den Nachruf auf ihn zieren soll: „Sein Werk war nicht durchdrungen von Sentimentalität und Weinerlichkeit, sondern strotzt vor Lebensfreude und Optimismus.“ Mag Leander Haußmann bei all dem auch noch so sehr direkt oder unterschwellig um Bestätigung oder gegebenenfalls auch Mitleid heischen – er erweist sich als ein Ausbund an Selbstironie.
Fazit: ein hochunterhaltsames Lesevergnügen, dessen Inhalt durchaus real und ernst gemeint ist, ohne dass man es zu ernst nehmen müsste.

# Leander Haußmann: BUH – Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück; 272 Seiten; Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln; € 18,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: NF 284 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de