JEANNE RYAN:“DAS SPIEL IST AUS, WENN WIR ES SAGEN“


Jeanne Ryan entwickelte Computerspiele, bevor sie dem Schreiben widmete. Ihr Debütroman „Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen“ stellt denn auch ein Online-Spiel in den Mittelpunkt, allerdings spielerisch bleibt dieser atemberaubende Thriller nur zu Beginn.
Bereits der Prolog um Abigail auf der Flucht gibt eine erste Ahnung, um dann erst einmal zu bremsen. Hier kommt Ich-Erzählerin Vee als Hauptperson und man sollte sich nicht stören lassen, wenn sich dieses Mauerblümchen zunächst als reichlich naiv zeigt. Sie ist eher der Typ graue Maus im Hintergrund bei den Aufführungen im Schultheater, während ihre Freundin Sydney das umworbene Highschool-Prinzesschen ist.
Bis Vee die Chance bekommt, einige der sogenannten „Challenges“, der herausfordernden Aufgaben beim Online-Spiel „Risk“ mitzumachen. Sie gewinnt nicht nur, schon die ersten Preise übertreffen alle Erwartungen und dann wird sie auch noch für die nächsten Spiele ausgewählt. Dazu gibt es mit Ian einen unerwartet attraktiven Spielpartner. Doch „Risk“ heißt nicht umsonst so: per Handy erhält man die Challenges genannt, deren Ausführung per Video live ins Netz gestellt werden für die weitere Qualifizierung.
Und die Aufgaben werden immer gewagter, immer ungewöhnlichere, heiklere Dinge sind zu tun, und das alles ist längst keine Show mehr, sondern läuft unter Beobachtung von unzähligen Zuschauern. Was da so lustig und beschwingt und mit immer tolleren Preisen angelaufen ist, entwickelt sich zu infamen und immer brutaleren Spielen. Die genau aber das aber nicht mehr sind, vielmehr haarsträubende Wirklichkeit und immer wilder angefeuert von der Zuschauermeute.
Die Firma jedoch, die „Risk“ betreibt, bleibt im Schatten und wird dabei zum gnadenlosen Verfolger, der offenbar alles von und über Vee weiß. Als die allmählich erkennt, dass hier Dinge sehr, sehr falsch laufen, hat sie sich längst unentrinnbar im Netz des perfiden Systems verfangen. Ihr und Ian droht bald mehr als nur der Verlust der gewonnen Schätze, aber sie taumeln offenbar rettungslos in ein Ende mit Schrecken.
Das sei hier nicht näher verraten, es kommt jedenfalls mit knallharten Überraschungen und die Krönung dieser verstörenden Geschichte, die nicht nur Leser im Teenager-Alter mit halsbrecherischem Tempo und immer neuen Wendungen bis zur letzten Zeile packt. Ja, „Risk“ ist ein durch und durch perverses Reality-Spiel, dabei jedoch auf höchst gefährliche Weise real, was neben den hohen Thrillerqualitäten die Klasse dieses Romans ausmacht. Und seinen Wert als Warnung, sich auf dubiose Lockangebote im Internet oder per Handy/Smartphone/ iPhone einzulassen.

# Jeanne Ryan: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen (aus dem Amerikanischen von Tanja Ohlsen); 318 Seiten, Klappenbroschur; cbj Verlag, München;

€ 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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