RAFIK SCHAMI: MEISTER MARIOS
GESCHICHTE
Der aus Syrien gebürtige Rafik Schami ist für seine überbordende Fabulierkunst
berühmt. In seinem neuen Kinderbuch fügt er ihr aber neben einer Prise Ernst auch noch
eine kräftige Portion augenzwinkernder Satire hinzu.
Meister Marios Geschichte lautet der Titel und der Untertitel Wie die
Marionetten aus der Reihe tanzten lässt Ungewöhnliches ahnen. Dabei beginnt alles
so gut für den begnadeten Puppenspieler Mario. Nachdem er anfangs mit sehr schönen
Stücken nur wenige Zuschauer anlocken konnte, setzt er schließlich auf wohlbekannte
Muster, bei denen er alte Märchen zusammenrührt zu dem Stück Der Prinz und das
arme Bauernmädchen.
Zum riesigen Erfolg trägt aber auch seine schalkhafte Verulkung der Märchenvorlagen bei.
Da heißen seine Protagonisten dann zum Beispiel König Tutnix, Königin Willnix oder
Prinz Machtnix. Jahrelang zieht Mario mit dem Rührstück durch die Lande. Wohl an die 700
Mal jubelt das Publikum, die Puppen allerdings haben allmählich die Nase voll von dem
ewig gleichen Einerlei.
Endlich auch mal etwas Anderes wollen sie spielen, einen Räuber, einen Fischer oder eine
Zauberin. Nur der König will auf seine bequeme mächtige Rolle nicht verzichten.
Schließlich schneidet eine Puppe nach der anderen schlichtweg ihre Fäden durch und
Meister Mario muss einsehen, dass es so nicht weitergeht. Und er lässt sich von den
gewissermaßen befreiten Marionetten überzeugen, Neues zu wagen, frisch und
spannend und voller Überraschungen für das Publikum.
Dieses Spiel um Mut, Auflehnung und Freiheit, in dem zum guten Ende alle selbst gewählte
neue Rollen annehmen und sich Meister Mario in seine Rolle als Riese einfügt, überzeugt
dank Schamis Erzählkunst voller Fantasie und intelligentem Charme. Fazit: ein ziemlich
komisches Märchen für Kinder ab 8 Jahre und gekrönt von herrlichen Illustrationen von
Anja Maria Eisen.
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