GÜNTER KRENN: "ROMY & ALAIN. EINE AMOUR FOU"

Die Liebesgeschichte zwischen Romy Schneider (1938-1982) Alain Delon wird in der Glitzerwelt von Film und schönen Menschen allenfalls von der noch bewegteren zwischen Liz Taylor und Richard Burton übertroffen. Wobei die zeitweise als "Dauerverlobte" bezeichnete Romy nicht einmal in den Genuss einer Eheschließung mit dem Mann ihres Lebens kam.

Anlässlich des 75. Geburtstags des deutsch-österreichischen Weltstars in diesem Jahr hat der Wiener Filmwissenschaftzler Günter Krenn eine Geschichte dieser bis zuletzt intensiven Verbindung zu Delon verfasst. "Romy & Alain. Eine Amour Fou" ist das Buch überschrieben und Krenn darf nach seiner hervorragenden Biographie über die Filmschauspielerin als Experte zu ihrer Vita gelten. Ein Reiz in dieser Quasi-Doppelbiographie liegt auch darin, dass sich Delon leider einer Autobiographie verweigert.

Krenn gibt eine Einführung zu Romys Kindheit und ihrem großen Ruhm als "Sissi"-Darstellerin. Als sie 1958 dem jungen schönen Franzosen wegen der gemeinsamen Dreharbeiten zu "Christine" erstmals begegnet, ist sie ein Star und er noch ein kleines Licht und - sie sind anfangs gar nicht voneinander angetan. Was sich jedoch noch während des Drehens ins Gegenteil verkehrt.

Bald kommt die Flucht Schneiders vor dem ungeliebten Sissi-Kult, der herrschsüchtigen Mutter und dem Stiefvater (der in großem Maße ihre Gagen für eigene Zwecke veruntreute). Während sie in Paris ihre Liebe genoss, nahm man in Deutschland schwer übel und das sollte sich lange halten. Doch auch sonst geriet ihre Karriere ins Stocken, er dagegen stieg von Film zu Film weiter auf.

Für Romy aber viel schlimmer: seine permanente Untreue. Der Autor zitiert hierzu Mutter Magda: "Delon war grausam und zärtlich in einem Atemzug. Deshalb liebte Romy ihn abgöttisch." Um so härter traf sie sein schnöder Abschied, als er 1963 unversehenes nach Mexiko verreiste und dort seine Nathalie heiratete. Die Gedemütigte verfiel in Depressionen und beging sogar einen Selbstmordversuch.

Ausgerechnet in Deutschland fand sie schließlich im Kollegen Harry Meyen Trost, wurde seine Frau und Sohn David wurde 1966 geboren. Aber man weiß ja, wie sehr Delon der bestimmende Mann in ihrem Leben war und als 1968 der Anruf kam, sie solle an seiner Seite der Star in "Der Swimmingpool" sein, eilte sie jubelnd zu ihm. Dieses öffentliche Liebespaar wieder vereinigt und sei es auch nur im Film - eine Sensation und ein Skandal. Zugleich wurde dieser Streifen der Startschuss für ihre zweite, noch viel größere Schauspielkarriere.

Sie wird zum Weltstar, die Affäre mit Delon aber ist Geschichte. Und hat eine bittersüße Pointe, denn die Beiden bleiben bis an Romys frühes, wohl auch psychisch bedingtes Ende mit erst 42 Jahren eng befreundet. Günter Krenn erzählt das Alles ebenso kenntnisreich wie einfühlsam. Man erfährt keine großen Neuigkeiten, erhält jedoch einen hervorragenden und kein bisschen sensationsheischenden Blick hinter die Kulissen, der auch einiges vom Zeitgeist wiedergibt.

 

# Günter Krenn: Romy & Alain. Eine Amour fou; 312 Seiten, div. Abb.; Aufbau Verlag, Berlin;

€ 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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