JO NESBÖ: "KOMA"

Keine weiteren Fälle mit Kommissar Harry Hole mehr, dem charismatischen aber zuweilen arg versoffenen Ermittler der Osloer Polizei? Fast stand es zu befürchten, nachdem er in seinem 9. Fall "Die Larve" mit schwersten Schussverletzungen in einer verwahrlosten Fixerwohnung endete.

Doch die Millionen Fans können aufatmen, denn der norwegische Erfolgsautor Jo Nesbö hat ihn am Leben erhalten, auch wenn man in "Koma" erstmal eine Weile ohne ihn als Protagonisten auskommen muss. Thrillerspannung fesselt jedoch auch ohne ihn in einer rasanten Geschichte, in der ein ebenso gnadenloser wie grausamer Polizistenmörder sein Unwesen treibt.

Es beginnt mit der barbarischen Hinrichtung eines Beamten an einem Tatort, wo vor zehn Jahren ein junges Mädchen einem nie aufgeklärten Sexualmord zum Opfer fiel. Aber auch die bald folgenden Morde folgen dem Muster, dass jeweils ein Ermittler aus einem früheren unaufgeklärten Fall diesem entsprechend umgebracht wird. Das Außergewöhnliche dieses Romans eröffnet bald eine gespenstische Konstellation, denn es führt ins Zentrum des Osloer Polizeiapparates und die erschreckende Erkenntnis ist dabei - hier sind die Guten wie auch die Bösen allesamt Polizisten!

Während man immer wieder staunt über kriminelle Abrgründe innherhalb der Polizei, die bis in deren Spitze reichen, hat sich der auch nicht eben zimperliche Harry Hole deutlich zum Besseren verändert. Alkohol und Drogen hat der Hüne offenbar erfolgreich überwunden, er fühlt sich wohl als Dozent an der Polizeihochschule und vor allem erlebt er endlich auch glückliche Zeiten mit Dauerfreundin Rakel. Zumidnest so lange, bis er sich in die Ermittlungen gegen den Polizisten-Schlächter hineinziehen lässt und auch selbst Zielscheibe gefährlicher Attacken wird.

Korruption, Machenschaften bis hin zu Auftragsmorden und immer wieder folgenreiche Fälle von Homophobie führen zu einem atemberaubenden Geflecht von Handlungssträngen voller Überraschungen und immer wieder wird der Leser auf logische und dennoch irreführende Fährten gelockt. Das sorgt für ein halsbrecherisches Tempo und zum dramatischen Finale hin geraten sogar Rakel und ihr Sohn Oleg in höchste Gefahr. Mehr kann und darf hier von dieser komplexen Achterbahnfahrt nicht verraten werden.

Fazit: Jo Nesbö überzeugt mit noch mehr Virtuosität in diesem Polizei-Thriller der Spitzenklasse.

 

# Jo Nesbö: Koma (aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob), 620 Seiten; Ullstein Verlag, Berlin; 22,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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