LUKAS ERLER: "BILANZ DES TODES"

Lukas Erlers dritter Roman um den deutsch-schwedischen Neuropsychologen Thomas Nyström, der durch dramatische Ereignisse in mörderische Verwicklungen hineingezogen wird, folgt den rasanten Thrillern "Ölspur" und "Mörderische Fracht". "Bilanz des Todes" ist dabei aber auch für sich allein ein Genuss, denn mit leichter Hand lässt der Autor wichtige Kenntnisse der vorherigen unfreiwilligen Abenteuer einfließen.

Nyström als Experte für Erinnerungsstörungen am Münchner Max-Planck-Institut soll einen Mann ohne Gedächtnis untersuchen, der am Bahnhof aufgegriffen wurde. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen Belgier namens Morell handelt, der als Mörder seiner gesamten Familie gesucht wird. Weil Nyström jedoch an der Schuld des Mannes zweifelt, begleitet er ihn bei der Überführung nach Belgien.

Und muss erleben, wie Morell von den vermeintlichen Kriminalbeamten, die ihn abholen, regelrecht exekutiert wird. Selbst nur in letzter Sekunde entkommen, gelangt er nach Antwerpen und rutscht im Nu in einen lebensgefährlichen Sumpf von Korruption, Behördenwirrwarr und Auftragskillern. Nyström findet durch alte Beziehungen heraus, dass Morell ein wichtiger Mitarbeiter der mächtigen IMSS war, eines ebenso seriös auftretenden wie extrem abgeschotteten Marketing-Unternehmens, das für große Ölkonzerne arbeitet.

Morell wollte offenbar aussteigen und sein brisantes Wissen an WikiLeaks ausspielen. Doch wer bei IMSS einsteigt, verdient zwar enorm, ein Kündigungsrecht aber ist nicht vorgesehen. Nyström schafft es zwar, dem Boss der ominösen Firma gegenüberzutreten, er scheitert jedoch nicht nur mit seinen Vorwürfen, wieder einmal gibt es brutale Morde in den Reihen derer, die ihm helfen.

Allerdings eröffnet sich nun erneut ein Zusammenhang mit seinem rachsüchtigen Todfeind Morisaitte, der einst seine Liebste ermordete und beim letzten Mal nur durch Zufall einem Gegenschlag entkam. Jetzt tauchen auch Nyströms Partnerin Elena und mit ihr Helens Schwester Anna in Belgien auf. Getrieben von der Sorge um ihn, seitens Annas vor allem aber auch aus Sorgen um ihren Verlobten Volker Meiners.

Der Meeresbiologe weilt auf einem Forschungsschiff, zu dem unvermittelt jeder Kontakt abgebrochen ist. Wenn sich dann Verbindungen zur IMSS und gewissen russischen Kreisen auftun, rast längst alles auf ein heftiges Finale zu, Mehr sei hier nicht verraten, nur dass es bei aller Action und subtilem trockenen Humor wieder um exzellent recherchierte hochaktuelle Themen geht.

Lukas Erler packt mit seiner schnörkellosen, punktgenauen Sprache gekonnt riskante Entwicklungen an und macht daraus einen bei aller Fantasie recht realistischen Thriller, der für ein recht hartes aber intelligentes Lesevergnügen sorgt.

 

# Lukas Erler: Bilanz des Todes; 288 Seiten; Kein & Aber Verlag, Zürich;

€ 18,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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