TOM FOLSOM: "DENNIS HOPPER"

Vom Bauernbengel zum Superstar, vom Riesentalent zu einem von ganz Hollywood Gemiedenen, Drogen und Alkohol bis zum Exzess und doch wieder ein spektakuläres Comeback - nur wenige Stars haben eine solch wilde Achterbahn des Lebens geritten wie Dennis Hopper (1936-2010). Und wer dennoch nicht sofort weiß, wer das ist: er schuf den Kultfilm "Easy Rider".

Trotz seiner extremen Lebensführung wurde dieser ewige Jäger des American Dream 74 Jahre alt und war bis zuletzt kreativ und arbeitswütig. Nur ein Projekt blieb ihm zum Schluss versagt, seine Autobiographie. Statt ihrer hat er jedoch in dem ähnlich unkonventionellen Tom Folsom einen Autor gefunden, der kongenial zu ihm passte. Sein "Dennis Hopper. Die Biographie" wird Puristen des Genres vermutlich arg missfallen, doch erscheint das Ergebnis als wahrlich angemessen.

Natürlich findet "Easy Rider" besonders breiten Raum, dieses genialische Werk, mit dem Hopper quasi New Hollywood erfand. Doch sein Geschichte setzt ja früher ein und Kultstar James Dean kommt darin ein wichtiger Anteil zu. Der talentierte Hopper hatte in dessen legendären Filmen "Denn sie wissen nicht, was sie tun" und "Giganten" Nebenrollen, wobei sie sich anfreundeten. Offenbar waren sie sich in manchem ähnlich, vor allem aber brachte ihm Dean wichtige Grundregeln und Tricks für eine sehr eigene Schauspielkunst bei.

Dass Hoppers Karriere danach trotzdem nicht lief, lag an seinem schwierigen Charakter. Er galt als stur und unbelehrbar, so dass die Hauptrollen ausblieben. Bis zu dem Glücksfall, als ihn B-Movie-Regisseur Roger Corman mit Peter Fonda bekannt machte und diese beiden Rebellen Freundschaft schlossen. 1969 drehten sie für 400000 Dollar auf eigene Rechnung und entgegen vielen Hollywood-Gewohnheiten "Easy Rider" und machten sich samt Mitspieler Jack Nicholson zu Helden nicht nur der Hippie-Bewegung, vom Riesenerfolg bei Kritik und Publikum ganz abgesehen.

Als ewiger Quertreiber und Exzentriker geriet der Filmfanatiker, der gern ein zweiter Orson Welles geworden wäre, in den 70er und 80er Jahren ins Abseits und ebenso plastisch wie mitreißend werden hier die Exzesse beschrieben. Und dann kam dennoch ein erneuter Kultfilm, in dem er wie ein Phönix aus der Asche eine legendäre Rolle spielte, einen prophetischen Wahnsinnigen in "Apokalypse now".

Während viele der Projekte dieses manischen Perfektionisten und hochsensiblen Denkers scheiterten, verstörte er 1986 mit einem erneuten unerwarteten Comeback, seiner virtuosesten Hauptrolle, die irgendwie wohl nur er so verkörpern konnte: den irren Sadisten Booth im düsteren Streifen "Blue Velvet". Doch wenn am Ende rund 150 Filme für ihn zu Buche schlagen, muss man anmerken, dass es sich überwiegend um Nebenrollen oder B-Movies - viele davon in Europa gedrehte - handelte.

Natürlich findet auch das ebenfalls unstete bis wilde Privatleben viel Raum, immerhin war Hopper fünfmal verheiratet. Davon mit Michelle Phillips (ehemals "The Mamas & the Papas") nur eine Woche, während er sich von der letzten Ehefrau Duffy nach 15 Jahren Ehe noch angesichts des bevorstehenden Krebstodes scheiden lassen wollte. Brillanz und Selbstüberschätzung lagen bei diesem Berserker eben stets nahe beieinander.

Relativ knapp werden dagegen zwei seiner großen Leidenschaften beschrieben, in denen seine Erfolge vielleicht weniger bekannt aber außerordentlich sind. Er war nicht nur ein weitsichtiger Kunstsammler, auch als Maler und Fotograf erntete er in den späteren Jahren einiges an Ruhm.

Tom Folsom hat all das mit spürbarer Begeisterung gesammelt und gibt es in einem teils beinahe atemlos wirkenden Stil wieder. Das mag nicht sonderlich literarisch sein und wirkt zuweilen auch recht anekdotenhaft und doch - diese Biographie hätte Dennis Hopper sehr wahrscheinlich gefallen. Und sie ist nicht nur für Filmfreunde ein höchst unterhaltsames Lesevergnügen, das unweigerlich Lust darauf macht, sich noch einmal "Easy Rider" zu Gemüte zu führen.

 

# Tom Folsom: Dennis Hopper. Die Biographie (aus dem Amerikanischen von Teja Schwaner); 415 Seiten, div. Abb.; Karl Blessing Verlag, München; € 22,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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