PAULS TOUTONGHI: "DIE SPHINX VON MONTANA"

Khosi Saqr ist Anfang 20, lebt in der ehemaligen Kupferminenstadt Butte/Montana allein mit seiner Mutter Amy. Sein recht unamerikanischer Name rührt vom ägyptischen Vater her, der die Familie vor 20 Jahren mit hohen Spielschulden in Richtung Heimat verlassen hat. Mutter betreibt einen Catering-Service und Ordnungsfanatiker Khori arbeitet als Museumsführer.

Alles geht seinen Gang, doch dann erschüttert ein Ereignis Khoris Weltordnung ganz gewaltig und davon erzählt er selbst in dem ungewöhnlichen Roman "Die Sphinx von Montana", den Pauls Toutonghi mit leichter Hand und viel Ironie verfasst hat. Selbst Sohn einer lettischen Mutter und eines ägyptischen Vaters, versenkt er sich auf fesselnde Weise in typische Eigenheiten des Völkergemischs und bringt wiederholt auch exotische Kochkünste ein, die Amy Clark von ihrem Ehemann gelernt hat.

Khori kennt seinen Erzeuger nur aus den nicht allzu positiven Schilderungen seiner Mutte, konnte damit aber bisher ganz gut leben. Bis Akram Saqr überraschend bei seiner Noch-Ehefrau auftaucht, damit diese die Scheidungspapiere unterzeichnet. Der Junge aber ist empört, dass Akram bereits wieder im Flieger sitzt, als er heimkehrt, und offenbar kein Interesse daran gehabt hat, seinen Sohn auch nur einmal zu sehen.

Dennoch will Khori den alten Herrn endlich kennenlernen, mehr von dieser unbekannten Seite seiner Herkunft erfahren. Obendrein hat sich nun auch noch seine Jugendliebe Natasha aus heiterem Himmel anderweitig verlobt und so fliegt er entgegen allen Warnungen seiner Mutter nach Kairo. Wo er gleich in gefährliche Situationen gerät, doch auch, als er seinen Vater tatsächlich ausfindig gemacht hat, gestaltet sich diese sehr spezielle Familienzusammenführung recht kompliziert.

Akram Saqr steht gerade vor einer neuen Heirat und hatte seine bisherige US-Familie schlichtweg totgeschwiegen. Der charmante Spielsüchtige, der schon immer schnell mit dem Lügen war, stellt Khori deshalb als Sohn eines Freundes vor und setzt ihn umgehend als Geldboten ein. Die Geschäftsfreunde erweisen sich erwartungsgemäß als zweifelhaft und als dann auch noch Khoris besorgte Mutter in Kairo erscheint, wird es reichlich turbulent.

Die andersartige Kultur, das quirlige Durcheinander in der chaotischen Nil-Metropole und schließlich der folgenschwere Stich einer "Aedes aegypti", einer Geldfieber übertragenden Mückenart, treiben diese herrlich melodramatische Komödie in ein hinreißendes Finale. Khoris Leben gerät aufs Extremste außer Ordnung, davon aber erzählt er mal witzig, mal bis zur Kauzigkeit skurril und zugleich mit warmherziger Naivität.

Fazit: ein etwas anderer Familienroman, der mit seiner außergewöhnlichen Mixtur und dem nötigen Tiefgang für ein hochklassiges Lesevergnügen sorgt.

 

# Pauls Toutonghi: Die Sphinx von Montana (aus dem Amerikanischen von Eva Bonné); 318 Seiten; Rowohlt Verlag, Berlin;

€ 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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