MONIKA ZEINER: "DIE ORDNUNG DER STERNE ÜBER COMO"

Tom Holler studiert in den 90er Jahren Musik in Berlin. Dabei entsteht eine enge Freundschaft mit Marc Baldur aber auch zu Betty Morgenthal. Diese wird Marcs Partnerin. Später gibt es einen kurzen Ausbruch der Leidenschaft zwischen Tom und Betty und kurz darauf kommt Marc durch einen Unfall ums Leben, der offenbar ein Suizid war.

Das ist der Grundstock eines Romans über die Liebe an sich. Doch aus dem, was hier wie eine altbekannte Dreiecksgeschichte klingt, hat Monika Zeiner unter dem Titel "Die Ordnung der Sterne über Como"einen so großartigen Roman verfasst, dass sie dafür sehr zu recht den Debüt-Preis des Literaturfestivals "litCOLOGNE 2013" erhalten hat. Es sei vorweg gesagt, so wenig wie diese Romanze eine einfache ist, so anspruchsvoll ist auch die Erzählweise.

Tom hat es zu einem recht erfolgreichen Jazz-Pianisten gebracht, doch seine Ehe mit Hedda ist gescheitert, Ein missratener Versöhnungsversuch steigert seine Depressionen noch. Unvergessen ist zudem jene Nacht von 1997 am Comer See mit Betty, die eine innige Freundschaft, die bei den Drei auch von der intensiven Liebe zur Musik bestimmt war, zerstörte. Bevor es ihn endgültig in den Abgrund treibt, will er sie, die jetzt als Ärztin in Italien arbeitet, noch einmal sehen. Eine Konzerttournee mit seiner Band gibt ihm die Gelegenheit dazu.

Tatsächlich trifft Tom Betty in Neapel nach zehn Jahren ohne jeden Kontakt. Es bleibt jedoch offen, ob es nach einer hingebungsvollen Begegnung noch einmal zehn Jahre bis zu einem Wiedersehen dauern wird. Wenn die Liebe zwischen ihnen überhaupt eine Chance hat. Was sich hier allerdings so einfach und schnell erzählt anhört, lebt nicht von einer ausladenden oder gar kompliziert verwobenen Handlung, sondern von der durchaus wortreichen Erzählweise mit ihrem fesselnden Tiefgang.

Da ist die Frage nach dem Schicksal, ob man es hätte besser machen können in bestimmten richtungsoffenen Situationen. Da ist das Sinnieren über die Bedeutung der Musik, über Freundschaft und Philosophie. Dieser Weg Toms in die Vergangenheit und die offene Zukunft bewegt mit Emotionen, mit Melancholie und auch subtiler Lebensfreude wie ein Klanggemälde in Dur und Moll, in dem Monika Zeiner mit einer so heute kaum noch anzutreffenden wunderschönen Sprache ebenso fasziniert wie mit wahrhaft funkelnden Bildern und Metaphern.

Mit filigranem Sprachzauber, aber auch grüblerisch und reflektierend sucht die Autorin nach dem, was die Liebe ist oder sein kann. Sie erdet das Alles gleichwohl mit einigen gelungenen sehr diesseitigen erotischen Szenen, die diesen Liebesroman endgültig zu einem herausgehobenen Lesevergnügen machen.

# Monika Zeiner: Die Ordnung der Sterne über Como; 607 Seiten; Blumenbar Verlag, Berlin; € 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)