OLGA FLOR: "DIE KÖNIGIN IST TOT"

Sie nennt sich Lily, ist als Europäerin mit viel Ehrgeiz in die USA gegangen und tatsächlich gelingt ihr mit einem Akt zielorientierter Unterwürfigkeit die Eroberung eines reichen und mächtigen Medienmoguls. Der ist zwar deutlich älter und sie weder die erste noch die letzte Frau für ihn, doch erstmal zählt das überaus üppig Erreichte.

Doch dies ist der Einstieg für einen Roman, der an Shakespeares "Macbeth" erinnert und folgerichtig hat die österreichische Erfolgsautorin Olga Flor ihn nicht nur "Die Königin ist tot" genannt, der Medienkönig in der großen Stadt am See heißt wie der aus der Tragödie Duncan. Und auch er ist dem Tode geweiht, allerdings wegen seiner Treulosigkeit. Zwar hat Lily ein exquisites Wohlleben und bald auch zwei Kinder - ohne ihnen allzusehr eine Mutter zu sein - doch es gestaltet sich mit allgegenwärtiger Kontrolle zum Goldenen Käfig.

Da hockt die immer noch junge Lily in der Luxuswohnung im "Turm", dem hypermodernen Hochhaus mit eher schalem Glück. Und die "sexuell selbstbestimmte" Frau wird zur Lady Macbeth, als der alte, aber immer noch alles beherrschende König sich einer Anderen zuwendet. Noch jünger ist sie, diese attraktive farbige Reporterin Ann in Duncans Medien-Imperium. Die Affäre geschieht bedenkenlos öffentlich und der großzügige König macht es sich einfach: um die Auswechslung der Damen reibungslos zu gestalten, erhält die Verflossene eine fürstliche Abfindung inklusive der Luxusbleibe.

Um das Arrangement abzusichern, reicht er seine Ex-Königin im Übrigen an seinen ebenso ehrgeizigen wie skrupellosen Stellvertreter Alexander weiter. Der nimmt "die abgelegte Frau des Chefs" gern zu sich, wird nun jedoch von ihr zum Macbeth gemacht. Nun weiß man ja, was in Shakespeares Drama zunächst dem alten Duncan, dann aber auch den Meuchlern passiert. Alexander jedenfalls lässt sich von der von Rachsucht beseelten Lily zu einem niederträchtigen Komplott verführen.

Dieser düstere Roman entfaltet eine spröde Magie, wenn Lily das Geschehen als Ich-Erzählerin mit einer geradezu erschreckenden Sachlichkeit schildert. Das wird zuweilen klaustrophobisch und jedwede Emotionen lassen sich nur zwischen den Zeilen erahnen, während Machtspiele und Manipulationen allgegenwärtig scheinen. Fazit: eine kalt funkelnde Lektüre von ungewöhnlichem Sprachzauber.

 

# Olga Flor: Die Königin ist tot; 222 Seiten; Zsolnay Verlag, Wien; € 18,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wanJULIUS)

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