DEON MEYER: "SIEBEN TAGE"

Bennie Griessel ist wieder im Einsatz. Versetzt zu einer anderen Einheit und seit einigen Monaten trocken, hat der 45 Jahre alte erfahrene Haudegen der Kapstadter Kriminalpolizei allerlei Ärger mit Ex-Frau und Kindern, aber auch Probleme mit seiner neuen Partnerin. Diese Alexa versucht soeben ein Comeback als Sängerin, ist im Gegensatz zu Bennie aber noch voll auf Alkohol.

In dieser ohnehin angespannten Stimmung wird er nun auf einen besonders heiklen Fall angesetzt. Ein Heckenschütze fordert mit E-Mails von der Polizei die Wiederaufnahme der Ermittlungen im Fall Hanneke Sloet. Die smarte Anwältin einer Investmentfirma wurde im Januar in ihrem soeben bezogenen Luxus-Apartment ermordet. Sie hatte ihren Mörder allem Anschein nach selbst hereingelassen und war dann mit einem wuchtigen Stich getötet worden. Weil der Fall schnell abkühlte, macht der Heckenschütze nun Ende Februar Druck. In sieben Tagen müsse der Mörder gefasst sein, andernfalls werde täglich ein Polizeibeamter erschossen. Und "Sieben Tage" heißt auch der Titel des neuen Romans von Südafrikas Krimi-König Deon Meyer, der en passant auch wieder viel Lokalkolorit seines facettenreichen Landes einfließen lässt. So schwierig die Untersuchungen sich nun auch entwickeln, die Uhr tickt, denn tatsächlich werden immer wieder Polizisten angeschossen und einige überleben es auch nicht.

Fieberhaft suchen Griessel und sein gemischt-ethnisches Team einerseits nach Spuren und Motiven im Sloet-Mord. Andererseits gibt der Heckenschütze mit seinen Bibel-Zitaten und den kommunistenfeindlichen Sprüchen nicht nur den Ermittlern Rätsel auf - Meyer lässt den Leser Augenzeuge seines mörderischen Tuns werden. Allerdings nur mit dem Blick über die Schulter gewissermaßen, die Identität eröffnet sich erst im Finale, das wie das gesamte Geschehen immer wieder mit Überraschungen aufwartet.

Immerhin findet Griessel zwei auffällige Aspekte im Leben der attraktiven Hanneke. Seltsam erscheinen da Akt-Fotos nach einer Brustvergrößerungsoperation, doch sie passen so gar nicht zu Hannekes exklusiven Lebensstil und noch weniger zu einem viel kritischeren Tun, denn die ehrgeizige junge Dame führte Verhandlungen über hochkarätige Finanzgeschäfte und zu den Geschäftspartnern könnte die Russen-Mafia gehört haben. Und während der Druck auf die Ermittler durch weitere Schüsse auf Polizisten weiter ansteigt, ahnt Griessel allmählich, dass auch er selbst ins Visier geraten ist.

Mehr soll von diesem rasanten Krimi nicht verraten werden. Auf jeden Fall fesselt der nicht nur durch das komplex verknüpfte Geschehen. Wie stets wetteifern bei Deon Meyer wieder exzellente Charakterzeichnungen mit der treffsicheren schnörkellosen Sprache. Fazit: erneut ein meisterhafter Krimi mit dichter Atmosphäre, der bis zuletzt fesselt.

 

# Deon Meyer: Sieben Tage (aus dem Afrikaans von Stefanie Schäfer); 431 Seiten; Rütten & Loening Verlag, Berlin; € 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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