DONNA FREITAS: "WIE VIEL LEBEN PASST IN EINE TÜTE?"

Wenn jemand derartig an seiner Mutter hängt, wie die 16-jährige Rose Madison, ist es kein Wunder, wenn deren Tod eine niederschmetternde Trauer auslöst, die das gesamte Leben lähmt und düster macht. Doch ihre Mutter wusste, wie übersensibel ihre Tochter ist, und hat ihr ein ganz spezielles Survival Kit an einem Ort hinterlassen, wo sie es garantiert finden würde.

Dieses Überlebensset steht nun im Mittelpunkt des tröstlichen Jugendromans mit dem Titel "Wie viel Leben passt in eine Tüte?", den Donna Freitas verfasste, im Hauptberuf Theologie-Professorin und Autorin von Sachbüchern zum Thema Jugend und Religion. Hier nun lässt sie Rose selbst erzählen und die steckt in einer schier unüberwindlichen Dunkelheit des Empfindens. Hinzu kommt, dass ihr Vater seinen Kummer im Alkohol ertränkt, so dass sie sich auch noch um ihn kümmern muss.

Survival Kits hatte ihre so lebensbejahende kluge Mutter für viele junge Menschen gemacht, nie jedoch eines für Rose. Als die dann das von der Mutter hinterlassene entdeckt, ist sie lange nicht in der Lage, es zu öffnen. So, wie sie sich auch ihrem Freund Chris verschließt, denn sie vermag nicht mehr mit ihm schmusen oder sonstwie das Leben genießen. Selbst gegenüber ihrer engen Freundin Krupa verschließt sie sich zunehmend und die geliebte Musik mag sie auch nicht mehr hören.

Bis sie schließlich doch die Tüte öffnet und Dinge findet, die deutlich machen, wie gut die Mutter sie gekannt und gewusst hat, wie sehr sie Anstöße zu Lebensfreude und Tatkraft benötigen würde. Als erstes folgt Rose dem Auftrag, Pfingstrosen im Garten zu pflanzen. Ob die Mutter geahnt hat, dass Rose sich dazu hilfesuchend an Will Doniger wenden würde, den 17-jährigen Mitschüler, der seit längerem die Gartenarbeit bei den Madisons erledigt?

Im Gegensatz zu Chris ist Will sehr in sich gekehrt. Allmählich erfährt Rose jedoch, dass auch ihn Kummer zum Einzelgänger gemacht hat, seit sein Vater vor einigen Jahren an Krebs verstarb - wie jetzt Roses Mutter. Und auch weitere Gegenstände aus der Tüte sorgen für die weitere behutsame Annäherung der Beiden, die ganz allmählich ihren Lebensmut wiederfinden. Wie sich ihre Stimmung aufhellt, lassen auch die Songtitel ahnen, die jedem Kapitel vorangestellt sind und eben jener Playlist für den iPod in der Tüte folgen, die Mutter vorsorglich ersonnen hat.

Wie hier Menschen nach großer Trauer ins Leben zurückfinden, das ist sensibel und sehr anrührend geschrieben. Insgesamt leidet der Roman allerdings an einer gewissen US-typischen gefühligen Überfrachtung, so dass er am ehesten für sensible Mädchen ab etwa 14 Jahre zu empfehlen ist.

 

# Donna Freitas: Wie viel Leben passt in eine Tüte? (aus dem Amerikanischen von Christine Gallus); 399 Seiten; Gabriel Verlag, Stuttgart; € 18,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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