MARKUS STROMIEDEL: "DIE KUPPEL"

Europa im Jahr 2035, Vincent Höfler bereitet sich mäßig begeistert auf seine Prüfung zum Unteroffizier der Europäischen Militärpolizei in Brüssel vor, als man ihn überraschend zu einem Sondereinsatz abkommandiert. Beim militärischen Sperrgebiet am ehemaligen Flughafen Rostock-Laage ist ein alter Mann am Zaun erfroren aufgefunden worden.

Ein seltsamer Auftrag für einen Endzwanziger seines Ranges, doch Vincent spricht schließend fließend Deutsch und zur Belohnung wird ihm die Prüfung erlassen. Auf dem Hinweg besucht er seinen alten Vater, Arzt auf dem Land aber auch seit Jahrzehnten Aktivist bei den Globalisierungsgegnern. Ihr Verhältnis ist wie seit jeher gespannt, um so erfreuter ist der unerfahrene Ermittler, als er im verarmten Osten auf die attraktive Amtsärztin Anna trifft.

Und umgehend zwei seltsame Überraschungen erlebt: bevor die Beiden die Leiche des Alten gründlich untersuchen können, wird diese aus unerfindlichen Gründen "von oben" entfernt. Zugleich erhält Vincent Order aus der Zentrale, umgehend nach Brüssel zurückzufahren, der Fall sei abgeschlossen.

Damit beginnt Markus Stromiedels "Die Kuppel". Hat man bis hierher bereits die massiven aber durchaus realistischen Veränderungen durch Folgen des Klimawandels und mindestens ebenso durch den weit fortgeschrittenen Stand der Technik kennengelernt, so macht sich angesichts der überall präsenten Nachrichtenmittel - inklusive allumfassender Überwachung und Verfolgbarkeit mittels moderner persönlicher Kommunikationsmittel - ein unwohles Gefühl breit.

Vincent aber steckt längst so in seinen Ermittlungen, dass er die eindeutigen Befehle ignoriert. Vor allem aber fasziniert ihn ein Objekt in Laage, ein riesiges kuppelartiges Gebilde in fluoreszierender Beleuchtung . Der Sturkopf, der zwar zäh und clever aber beleibe kein James Bond ist, sieht die Kuppel als entscheidenden Schauplatz für den Tod des Alten und es gelingt ihm tatsächlich, Eingang zu bekommen. Unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen, denn die Kuppel beherbergt die "First Residence", ein Seniorenheim der Superlative, das Alten ab 70 Jahren eine geradezu paradiesische Alterszeit bietet.

Doch nun kommt Vincents Vater ins Spiel, der den Toten auf Vincents einzigem Foto identifiziert: das war "Matze die Fratze", ein enger Freund, der insgeheim zu der als Terroristen eingestuften "Europäischen Befreiuungsfront" gehörte. Längst läuft immer mehr aus dem Ruder und die Querschüsse gegen Vincent und Anna nehmen zu und es müssen harte Gegner von ganz weit oben sein. Dennoch gelingt Vincent ein Kontakt mit der "Front" im stark veränderten Hamburg. Doch die Häscher kommen immer näher.

Während Ich-Erzähler Vincent einerseits eine innige Verbindung mit Anna eingeht, gelangt sein Vater als Neuankömmling in die Kuppel und es kommt zu einer denkwürdigen Begegnung zwischen den Beiden. Doch sie entdecken auch den munteren Matze. Immer mehr stimmt hier also nicht und umgeheuerliche zynisch kalte aber höchst logische Regelungen seitens der Europäischen Regierung werden offenbar, denn zu den drängendsten Problemen des Systems gehört neben dem klimatischen der demografische Wandel.

Was Vincent nun auf seinem weiteren Weg als Jäger und Gejagter erlebt und vor allem auch an monströsen Machenschaften entdeckt, ist atemberaubend und auf erschreckende Weise realistisch. Ob und wie Vincent und Anna aus dieser sich immer tödlicher zuspitzenden Spirale retten können, sei hier nicht verraten. Jedenfalls enthält dieser rasante packente Thriller reichlich Gedankensprengstoff.

Markus Stromiedel mag literarisch noch nicht ausentwickelt sein, seine Ideen und überraschenden Wendungen jedoch sind bereits Spitze. So überzeugt "Die Kuppel" als schlüssige Zukunftsvision und schreit unbedingt nach einer Verfilmung im großen internationalen Stil.

 

# Markus Stromiedel: Die Kuppel; 398 Seiten, Klappenbroschur; Droemer Verlag, München;

€ 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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