LINZI GLASS: "DIE FARBEN DER FREUNDSCHAFT"

Einen packenden Jugendroman mit düsterem autentischem Hintergrund hat die seit langem in den USA lebende Linzi Glass mit ihrer Geschichte "Die Farben der Freundschaft" vorgelegt. Er spielt Mitte der 70er Jahre, als das System der Apartheids-Politik, also der strikten Trennung von Schwarz und Weiß, in der Republik Südafrika am drakonischsten herrschte.

Die schwarze Bevölkerungsmehrheit lebte rechtlos unter teils katastrophalen Bedingungen, während die Afrikaans sprechenden Buren mit rabiater Härte regierten und sich dabei auch von den liberalen englischsprachigen Weißen nicht dreinreden ließ. In diesem innerlich dreigeteilten Land wächst die jetzt 17-jährige Ruby Winters auf, weiß, sehr hübsch und als Kind wohlhabender Eltern in einem eleganten Weißenviertel von Johannesburg lebend.

An der privaten englischsprachigen Highschool ist sie Vertrauensschülerin, hat eine beste Freundin und einen Verehrer, den sie allerdings nicht mag. Keiner hier aber darf wissen, was bei ihr daheim vor sich geht. Nicht nur, dass ihr Vater als Rechtsanwalt den immer wieder drangsalierten Schwarzen beisteht, ihre Mutter ist eine bekannte Galeristin, die des öfteren auch Gemälde schwarzer Künstler ausstellt.

Doch nun gibt es eine riskante Steigerung, denn die Mutter hat mit dem begabten Julian sogar entgegen allen Rassengesetzen einen schwarzen Künstler heimlich in der Villa aufgenommen und ihm dort ein Atelier eingerichtet. Ruby freundet sich sehr mit ihm an und liebt seine Bilder. In der Schule aber dürfte niemand auch nur etwas davon ahnen. Um so mehr gerät sie in ein Dreieck gefährlicher Schwierigkeiten, als sie sich nun mit Loretta anfreundet, denn - die ist Afrikaanderin und damit bei ihren englischstämmigen Mitschülern automatisch absolut verpönt.

Als sich Ruby aber auch noch in Lorettas Bruder Johann verliebt, sind allergrößte Probleme vorprogrammiert, die denn auch bald derartig eskalieren, dass Ruby zur Außenseiterin wird. Obendrein spielt das Alles auch noch in den ersten Monaten des Jahres 1976, als die Buren-Herrscher den Schwarzen in den elenden Townships ihr Afrikaans als Schulsprache aufzwingen wollen.

Während Ruby und ihre Familie nun mitten in die schlimmsten gesellschaftspolitischen Wirren geraten, brechen in den Schwarzen-Ghettos Aufstände gegen das Apartheids-Regime aus, die brutal niedergeschlagen werden. Auch für die 17-Jährige und ihre engagierten Eltern hat das Alles weitreichende KOnsequenzen.

Die Hochspannung dieses hervorragend geschriebenen Romans profitiert vor allem auch davon, dass Linzi Glass die realen Vorgänge in ihrer eigenen Jugend in Südafrika miterlebt hat. Sie hat die gesellschaftliche Dreiteilung dieses Landes mit ihren menschenfeindlichen Ausformungen hier in großartiger Weise in eine packende Verknüpfung gestellt. Fazit: ein gelungenes Mahnmal für eine schlimme Ära, die erst 18 Jahre später endete, und ein mitreißender Appell zur Wahrung der Menschenrechte, der nicht nur junge Leser ab 13 Jahre fesseln wird.

 

# Linzi Glass: Die Farben der Freundschaft (aus dem Englischen von Herbert und Ulli Günther); 223 Seiten, Klappenbroschur; Carl Hanser Verlag, München; € 14,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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