EOIN COLFER: "DER TOD IST EIN BLEIBENDER SCHADEN"

Mit seinen schrägen Fantasyromanen um den kriminellen Jugendlichen Artemis Fowl fand Eoin Colfer weltweit nicht nur unter Millionen von jugendlichen Lesern eine riesige Fangemeinde. Nun aber legt der irische Schelm seinen ersten echten Krimi vor und der ist kein bisschen jugendfrei.

"Der Tod ist ein bleibender Schaden" heißt der Titel und so trocken und von tiefschwarzem Humor erweist sich auch, was Daniel McEvoy im Städtchen Cloisters, New Jersey, als Türsteher eines abgetakelten Clubs erlebt. Der irische Ex-Soldat mit Spezialausbildung hat sich einst bei den UN-Friedenstruppen im Libanon einige psychische Macken eingehandelt, die ihn immer mal wieder einholen. Ansonsten jedoch scheint das größte Problem des 42-Jährigen die Glatze zu sein, gegen die er sich von dem zwielichtigen Schönheitschirurgen Zeb Kronski Haare einpflanzen lässt.

Als es aber im Club zur Belästigung der von ihm angehimmelten Bardame Connie kommt, bringt ihn sein übermäßig ausgeprägter Beschützerinstinkt in einen nicht enden wollenden Schlamassel. Erst einmal findet er beim nächsten Termin statt Kronski, mit dem ihn seit gemeinsamen libanesischen Erlebnissen eine seltsame Art der Freundschaft verbindet, einen Mafia-Killer in der Praxis vor, den er in Notwehr umbringt und beseitigt.

Sein Alibi benötigt er dann allerdings für eine andere böse Überraschung, denn vorm Club liegt die tote Connie, mit einem Loch in der Stirn. Im Handumdrehen befindet sich Daniel in der Doppelrolle des Jägers, der Connies Mörder ergreifen will, und in der des Gejagten, denn die Polizei und der pseudo-irische Mafia-Boss Mike Madden wollen beide Unangenehmes von ihm. Abwechselnd tritt der stoische Ich-Erzähler in jedes erreichbare Fettnäpfchen und schafft mit Instinkt und Kampferfahrung dennoch immer wieder eine Volte, eine verrückter als die vorherige.

Zu den Höhepunkten in der ebenso hochtourigen wie durchgeknallten Handlung gehört die unvermutete Spontanaffäre mit der resoluten Kriminalbeamtin Deacon. Da geraten zwei gleichermaßen knallharte Typen aufeinander, sie ein ebensolcher Macho wie er. Dazu prägt Colfer halbbitter gefärbte Sätze wie: "Ich habe das Gefühl, dass wir uns niemals parfümierte Briefe schicken werden." Stattdessen erleben sie mal gegeneinander, mal miteinander aberwitzige Szenen, die selbst in größter Gefahr von beißend sarkastischem Witz durchsetzt sind.

Dieses hochklassige Gegensatzpaar allein ist schon ein Vergnügen für sich. Doch auch sonst wird hier mehr an hinreißenden Figuren aufgeboten, als manche Autoren in einem halben Dutzend Romanen auflaufen lassen. Hinzu kommen kauzige Reflektionen des eher zur Melancholie neigenden Veteranen, die ihm und dem Leser in dieser ansonsten rasanten Krimi-Komödie kurze Atempausen gönnen. Das Alles liest sich, als hätten sich Raymond Chandler und Dashiel Hammett in die Gegenwart verirrt und die Vorlage zu einem wahrhaft cleveren Film-noir geschrieben.

Die zuweilen sehr drastische Sprache ist nichts für Zartbesaitete, gleichwohl gebühren Conny Lösch Bestnoten für die Übersetzung. Fazit: ein Highlight des 'hard-boiled' Krimis, das zwei Wünsche erweckt - unbedingt mehr davon und unbedingt verfilmen!

 

# Eoin Colfer: Der Tod ist ein bleibender Schaden (aus dem Englischen von Conny Lösch); 280 Seiten, Klappenbroschur; List Verlag, Berlin; € 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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