ALEXANDRA ADORNETTO: "HALO"

Es ist schon ganz schön anstrengend, ein Teenager zu sein, aber das ist noch gar nichts dagegen, ein Teenager-Engel zu sein. Genau dieses Problem hat Bethany Church, die jetzt mit 17 Jahren erstmals auf eine irdische Mission entsandt wird. Zwar wird sie von ihren Geschwistern Gabriel und Ivy begleitet, die sind allerdings seit Jahrhunderten erfahren mit allem Irdischen und sehr erwachsen, was die Sache auch nicht eben leichter macht.

Mit ihrer heimlichen Ankunft im malerisch verschlafenen Städtchen Venus Cove beginnt "Halo", der Auftakt einer Trilogie um dieses Engelstrio, verfasst von der erst 19-jährigen Australierin Alexandra Adornetto. Als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, beschreibt sie sehr bildhaft und durchaus spannend, wie schwer sich Bethany als eine Art Engels-Lehrling auf Erden tut. Immerhin haben die Drei eine große Aufgabe, denn die kleine Stadt scheint das Ziel finsterer Mächte zu sein.

Zunächst aber geht Bethany als Schülerin zur Bryce Hamilton Highschool, wo Bruder Gabriel als Musiklehrer anfängt. Der Engels-Teenager tut sich jedoch schwer mit dem angemessenen Benehmen, denn mit ihren spontanen Entschlüssen und naiven, emotionalen Reaktionen sorgt sie nicht nur für Ärger bei ihren Geschwistern. Als sie sich auch noch - gegen jede Engelsregel! - in den attraktiven Xavier Woods verliebt, gefährdet sie sogar die Mission der Drei: "Wenn du einen anderen zum Mittelpunkt deiner Welt machst, muss es in einer Katastrophe enden."

Doch es erwächst bereits ein viel schlimmeres Problem, denn an die Highschool kommt der Austauschschüler Jake Thorn und wo er erscheint, gibt es Ärger übelster Art. Und selbst die offenbar von ihm besonders ins Herz geschlossene Bethany erkennt schließlich, dass er ein Abgesandter der finsteren Mächte sein muss, der vor keiner Bosheit zurückschreckt. Während sich Bethany in ihrer Verliebtheit zu Xavier dreht und wendet, entwickelte sich das Alles auf ein dramatisches Finale zu zwischen nicht weniger als Gut und Böse.

Diese Geschichte baut sich in epischer Breite und voller interessanter Bilder auf, hat bei aller naiver Ernsthaftigkeit der Ich-Erzählerin Bethany aber neben sehr romantischen Passagen auch solche von subtilem Humor. Wer also einen Roman mit christlich-übersinnlichem Hintergrund und Engeln als Protagonisten an durchaus recht irdischen Schauplätzen zu schätzen weiß, findet bei dieser fantasievoll und gekonnt fabulierenden Autorin eine fesselnde Geschichte.

Obendrein ist das Ganze absolut filmreif dargestellt und da das Böse am Schluss noch längst nicht besiegt werden konnte, dürfen sich junge Leser - in erster Linie wohl eher Leserinnen - ab etwa 14 Jahre bereits im kommenden Herbst auf die Fortsetzung freuen.

# Alexandra Adornetto: Halo (aus dem Englischen von Sonja Fiedler-Tresp, Katharina Naumann und Christiane Steen); 558 Seiten; Rowohlt Rotfuchs, Reinbek; € 17,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)