MICHAEL THEURILLAT: "RÜTLISCHWUR"

Wohl nur jemand wie Michael Theurillat konnte einen Thriller wie "Rütlischwur" glaubhaft schreiben, denn der Schweizer Erfolgsautor war früher selbst ein erfolgreicher Banker. Doch er kratzt in seinem Roman kräftig an dem legendären Image von erhabener Seriosität und penibler Sauberkeit des Bankensystems in der Alpenrepublik.

Hauptfigur ist der knorrige Kommissar Eschenbach, ein gestresster Mittfünfziger, der gerade mit Frau und Tochter eine längere Auszeit vom Job in Kanada genießt. Er grantelt, weil er nach seiner Rückkehr mit einem neuen, ihm unsympathischen Chef im Züricher Polizeipräsidium rechnen muss. Um so willkommener ist ihm da als vorübergehende Alternative der Hilferuf seines Schulfreundes Jakob Banz, Chef der angesehenen Banque Duprey. Dort versickern seit geraumer Zeit große Geldmengen und der auf den Fall angesetzte interne Ermittler ist spurlos verschwunden.

Banz setzt auf Eschenbach als Undercover-Agent, ist nach einer Woche aber tot und seine persönliche Assistentin Judith Bill verschwunden. Diese smarte Endzwanzigerin wird dabei eingangs mit recht ungewöhnlichen Szenen eingeführt, wie sich ohnehin erst allmählich ein Puzzle-Spiel und noch später ein verzwicktes Ränkespiel erkennen lässt. Doch nichts von diesen Details ist überflüssig und es lohnt allemal, sich in das verwickelte Geschehen einzulesen, denn "Rütlischwur" entwickelt sich zu einem hochgradig fesselnden Thriller um ein perfides Spiel in der Hochfinanz.

In das Eschenbach im Nu auf teils schmerzliche Weise hineingezogen wird. Wichtige Drahtzieher aber sind ehemals hohe Militärs und ein angesehener Klosterorden wird ebenfalls zu einem wichtigen Schauplatz. Längst weiß der zuweilen an Wallander erinnernde Eschenbach, warum die Banque Duprey keine Polizei einschalten will, Und dann taucht auch die verschwiegene Judith wieder auf, die einst als Waise im Kloster erschien und am Computer ähnlich versiert ist wie am Pokertisch.

Die hohe Aktualität des Geschehens zeigt sich in den hier offenbarten Abgründen der internationalen Finanzwelt, in die das uralte (und real existierende!) Hawala-Prinzip hineinzuwirken scheint. Dieses geheimniswolle Geldtransfer-System bewegt sich in einer Grauzone der Legalität und entzieht sich auf alarmierende Weise der Kontrolle - auch der der Banque Duprey. Welch abenteuerliche Strategien von den Drahtziehern verfolgt werden, sei hier jedoch nicht verraten.

Das Alles entwickelt sich kühl, fesselt aber auf hohem Niveau und ist mit teils geradezu aufreizender Nüchternheit geschrieben. Für hinreißende Farbtupfer sorgt nebenher das authentische Züricher Lokalkolorit, wie ihnehin der gesamte Roman absolut filmreif ist. Fazit: ein wohltuend andersartiger Thriller und ein anspruchsvolles Stück Spannungsliteratur.

 

# Michael Theurillat: Rütlischwur; 383 Seiten; Ullstein Verlag, Berlin; € 21,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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