TILLMANN BENDIKOWSKI: "FRIEDRICH DER GROßE"

Anlässlich des 300. Geburtstags des Preußenkönigs Friedrich II. am 24. Januar 2012 gibt es vielerlei neues Schrifttum zu seiner Person und seinem Wirken. Nicht nur für Einsteiger empfiehlt sich hier die Biographie des Historikers und Journalisten Tillmann Bendikowski unter dem schlichten Titel "Friedrich der Große".

In höchst lebendigem Stil legt der Autor in der ersten Hälfte die wechselvolle Vita des kleinwüchsigen Königs vor von der Jugend, bei der der schöngeistige Prinz entsetzlich unter seinem poltrigen und extrem militaristischen Vater litt, über das Leben als König, der wie ein Hasardeur Schlachten gegen jede Wahrscheinlichkeit und teils mit unverschämtem Glück gewann und Preußen dabei zur kleinen Großmacht formte, bis hin zum grantigen Multitalent, das als gefürchteter Sarkastiker unter einer Vielzahl von Krankheiten litt.

Bendikowski hat hier keine Mühe, ein fast schon romanhaft buntes und facettenreiches Bild des Preußenkönigs zu zeichnen, fügt ihm allerdings auch keine neuen Erkenntnisse oder Schlussfolgerungen hinzu. Um so stärker überzeugt deshalb der zweite Teil der Biographie, in der er der Nachwirkung dieses immer wieder als "der Große" apostrophierten Monarchen nachgeht. Immerhin soll es in Berlin bei der Todesmeldung im August 1786 offen die Bekundung gegeben haben: "Gott sei Dank, das alte Ekel ist endlich tot". Es liest sich spannend, wie sich das Bild vielfach veränderte und die historische Einordnung insbesondere in deutschen Landen von den jeweilig herrschenden Systemen abhing.

Die Rezeption des immer mehr zum Mythos stilisierten "alten Fritz" schuf eine zweigeteilte Darstellung zwischen realem Herrscher und großdeutscher Heldenfigur. Diese fand ihre ans Blindwütige grenzende stärkste Überhöhung bei den Nationalsozialisten, bei denen sich Adolf Hitler als fanatischer Verehrer und als Epigone von niemandem überbieten ließ. Doch auch der Versuch, Friedrich II. schließlich für den preußischen Folgestaat DDR als Vorbild für den Sozialismus umzudeuten, wird hier mit interessanten Aspekten dargestellt.

Für die größten Widersprüchlichkeiten sorgte gleichwohl Friedrich selbst mit seinen Ausflügen ins Verantwortungslose als Kriegsherr, seinen weisen Schritten des Fortschritts, seiner Misanthropie bei gleichzeitiger Hingabe an Philosophie uind die schönen Künste und dies beides nicht nur in passiver Form. Ob diesem mit schwierigstem Charakter gesegneten Herrscher dann wirklich der so selbstverständlich gebrauchte Namenszusatz "der Große" auch objektiv zukommt? Bendikowskis Fazit hat etwas für sich: "Die vermeintliche Größe Friedrichs ist also maßgeblich eine Zuschreibung der Nachwelt, mit der die Persönlichkeit Friedrichs nicht adäquat umrissen ist."

 

# Tillmann Bendikowski: Friedrich der Große; 333 Seiten, div. Abb.; C. Bertelsmann Verlag, München; € 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: Bio 290 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de