PHILLIP GWYNNE: "OUTBACK"

Hugh Twycross ist 16 und Privatschüler aus sehr geordneten Verhältnissen. Der intelligente aber reichlich brave Teenager bereitet sich gerade auf seine Aufnahmeprüfung als Cellist für das angesehene Konservatorium in Sydney vor, angesichts seines großen Talents mit besten Aussichten.

Wie dann trotzdem alles ganz anders kommt, erzählt der australische Erfolgsautor Phillip Gwynne in seinem neuen Jugendroman "Outback". Schuld ist eigentlich der hippiemäßige Oldie mit dem langen silbergrauen Pferdeschwanz, der ihn kurz vor der Prüfung anspricht und sich der in der Familie totgeschwiegene Großvater namens Poppy entpuppt. Zwar wundert sich Hugh, wieso der gerade jetzt Kontakt zu ihm aufgenommen hat, doch schon bald offenbart ihm Poppy eine ganz große Liebe, die auch der Enkel heimlich geht: die für schnelle Autos und Autorennen.

So lässt sich Hugh, den der kauzige Opa stets nur "Brockie" nennt, gegen seine Gewohnheiten ganz spontan auf eine Spritztour zum berühmten Ayers Rock ein, als ihm Poppy das heiße Gefährt dafür präsentiert: einen 40 Jahre alten Holden Monaro mit V8-Motor. Warum der Großvater, mit dem er sich trotz mancher Verschrobenheiten gut versteht, unbedingt zu dem gut 2800 Kilometer entfernten Naturdenkmal im hitzeflirrenden Outback will, erfährt Ich-Erzähler Brockie erst viel später, allerdings ist es ein durchaus ernster Grund, der dem Ganzen eine gewisse Tiefe verleiht.

Immerhin war Poppy einst selbst Rennfahrer, dennoch staunt er in einigen sehr prekären Situationen über das heiße Fahrtalent des Enkels, der ja grad erst Fahrschüler geworden ist. Und so rasant wie der röhrende Monaro geht nun auch dieses waschechte Roadmovie ab, das für verwegene Abenteuer mit schnellen Freunden und üblen Feinden sorgt. Aber Eile ist auch für Brockie angesagt, denn in nur drei Tagen soll er zur Prüfung antreten.

Da trifft es sich recht ungünstig, dass es gleich etliche Pannen und richtig gefährliche Zwischenfälle gibt. Mal hat der ebenso sensible wie unerfahrene Teenager eine herbe Erfahrung mit der angeblich lesbischen Streunerin Bella, mal wird ihr Monaro mit dem Revolver lahmgelegt und Poppy raucht nicht nur Joints gegen Arthritis, er fängt sich auch noch eine Schusswunde ein.

Ob sie Ayers Rock erreichen und Hugh/Brockie trotz allem noch auf dem Konservatorium aufgenommen wird, sei hier nicht verraten. Jedenfalls fesselt das Geschehen nicht nur durch die starken Charaktere und immer neuen Überraschungen sondern vor allem auch durch viel Witz und manch schwarzhumorige Szene. Zwischendurch erfährt der Musterknabe mit den ihm selbst bis dahin verborgenen wilden Seiten auch viel über alte Familiengeheimnisse und die verwegene Jagd des ungleichen Gespanns beschert ihm eine harte Schule an Lebenserfahrung.

Fazit: ein starkes und absolut filmreifes Roadmovie für junge Leser ab etwa 14 Jahre, aber auch für Erwachsene ein großes Lesevergnügen.

 

# Phillip Gwynne: Outback (aus dem australischen Englisch von Kai Kilian); 205 Seiten; Sauerländer Verlag, Mannheim; € 14,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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