CHRISTIAN MÄHR: "DAS UNSAGBAR GUTE"

Wem britischer Humor noch nicht schwarz genug ist, dem sei der österreichische empfohlen und hier als Literat der hundsgemeine Christian Mahr. Nun hat er wieder einen Krimi geschrieben, der so gar nicht krimimäßig einsetzt, über Katzen im Allgemeinen und Kater Sami im Besonderen philosophiert und auch die erste Leiche passiert durch einen schnöden häuslichen Unfall.

Ähnlich harmlos lautet auch der Titel "Das unsagbar Gute" und während man sich noch durch das fast geschwätzig wirkende Entrée arbeitet, ist man mitten in einem Reigen von Allerweltsereignissen, die nur durch ihr unglückliches Aufeinandertreffen zu immer neuen Katastrophen führen. Und das bei Zeitgenossen, die selbst nicht wissen, wie viel kriminelle Energie ein ausreichender Anreiz bei ihnen freizusetzen imstande ist.

Alles beginnt mit dem tödlichen Sturz der pensionierten Chemielehrerin Leupold, als Kater Samis Erzfeind Schnurrli in die alte Villa schleicht und die alte Dame beim Auswechseln von Glühbirnen auf dem Tisch stehend entscheidend erschreckt. Nun gibt es zwei Nachbarn, die unabhängig voneinander aus reiner Neugier ins Haus kommen und nicht nur die Tote entdecken sondern auch ein Kellerlabor für das Mixen nicht ganz legaler Drogen. Während die eine Zeugin alles nur beäugt, ergreift der frustrierte arbeitslose Journalist Schott auch die einmalige Chance, sich zu sanieren.

Die Tasche mit einigen hunderttausend Euro vermisst dann allerdings der bald eintreffende Manfredo Gonzales Leupold - der nichtsnutzige Enkel verhökerte die von Oma produzierten Amphetamine in Wien und beide lebten gut davon. Doch so wie die Nachbarn aus nahe liegenden Gründen keine Meldung machten, hat Manfredo noch mehr Grund zur Verschwiegenheit und so kommt Oma in die Tiefkühltruhe. Offiziell aber streut er, sie sei nach Spanien verreist. Was prompt Anlass für einen Erpressungsversuch gibt.

Manfredo hat jedoch ein noch viel größeres Problem: wer produziert künftig die Pillen für ihn? Als er den soeben arbeitslos gewordenen Dr. Romuald Nowak dafür gewinnt, läuft dieser zu großer Form auf. Erstmal zur Beseitigung von Oma, was derartig schief geht, dass sie eine weitere Tiefkühltruhe beschaffen müssen. Und als wäre nicht schon alles verdreht genug, schalten sich nun auch noch die ziemlich humorlosen Jungs von der Wiener Amphetaminfront ein.

Doch nicht immer, wenn Profis und Amateure aneinander geraten, haben die Ausgebufften die besseren Karten, zumal der ehrenwerte Doktor ungeahnte kriminelle Fähigkeiten an sich entdeckt. Und während quasi als roter Faden Kater Sami an einigen fatalen Weichenstellungen nicht ganz schuldlos ist, hält der Autor immer wieder Zwiesprache mit dem Leser, als geschähe das Ganze live auf einer Lesung.

Nach jedem kurzen Durchatmen mit diesen teils grantig ätzenden Gedankenausflügen folgt die nächste ebenso schräge wie konsequente Wendung und noch vorm turbulenten Finale verzückt der nobelpreissehnüchtige Chemiker mit dem "Auge Gottes", doch halt - mehr sei wirklich nicht verraten von der überaus spannenden Geschichte, die mit ihren wahnwitzigen Überraschungen ebenso fesselt wie mit ihrem hinreißend schrägen Personal.

Mag der Autor auch zuweilen sehr ins Detail gehen, er tut es mit herrlich viel Schmäh und auch die vielen Dialoge balancieren köstlich zwischen banal normal und der auch im Spießerhirn lauernden Gemeinheit. Fazit: eine Art philosophischer Krimi mit hohem Sarkasmus-Potential und absolut filmreif ist er obendrein.

 

# Christian Mähr: Das unsagbar Gute; 319 Seiten; Deutiscke Verlag, Wien; € 17,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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