FRANCOISE SAGAN: "ICH GLAUBE, ICH LIEBE NIEMANDEN MEHR"

Als Francoise Sagan 1954 ihren Debütroman "Bonjour Tristesse" veröffentlichte, sorgte die gerade 19-Jährige damit für eine freche frische Brise im miefigen Frankreich der 50er Jahre. Weltruhm und noch viele Erfolge folgten, unterbrochen allerdings durch eine schlimme Auszeit nach einem Autounfall im April 1957. Sie wurde so schwer verletzt, dass sie monatelang Palfium 875 bekam, weit stärker als Morphium.

In der anschließend nötigen Entziehungskur schrieb sie eine Art Tagebuch, das erst 1964 auf den Markt kam, jedoch schon bald wieder in der Versenkung verschwand. Nach ihrem Tod im Jahr 2004 sichtete ihr Sohn Denis Westhoff den Nachlass und brachte das im Original "Toxique" überschriebene Kleinod samt den 1957 dazu entstandenen Zeichnungen von Bernard Buffet heraus. Nun endlich liegt dieser späte Erfolg auch auf Deutsch vor, hier mit einem Zitat aus dem Tagebuch als Titel: "Ich glaube, ich liebe niemanden mehr."

Mit ihrer mal flirrenden, mal scharfsinnigen Prosa schafft sie ein graziöses Sich-selbst-Begleiten in diesen Wochen am Abgrund, von denen sie selbst sagt: "Ich hatte schon lange nicht mehr mit mir selbst gelebt." Man ahnt ihre hohe Sprach- und Erzählkunst, die von Ironie ebenso begleitet ist wie von narzisstischen Anflügen. Und man darf staunen, nachdem sie doch mit dem Sportwagen fast in den Tod gerast war, denn die einzige geäußerte Sehnsucht gilt - dem Aston Martin!

Es ist lediglich ein schmales Büchlein mit erstaunlich lebensklugen Sprachsplittern, dank der Aufmachung mitsamt den Illustrationen jedoch hält man ein kleines aber feines Kunstwerk in den Händen. Zur Entstehung und Wiederentdeckung der - neu übersetzten - Preziose ist ein Nachwort der Journalistin Pascale Hugues angefügt.

 

# Francoise Sagan: Ich glaube, ich liebe niemanden mehr (aus dem Französischen von Waltraud Schwarze); 88 Seiten, ill.; Aufbau Verlag, Berlin; € 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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