MICHAEL ROBOTHAM: DIE ANDERE
FRAU
Zahlreiche Thriller um den an Oarkinson erkrankten forensischen Psychologen Joseph
Joe O'Loughlin und seinen Freund, den pensionierten Kriminalbeamten Vincent
Ruiz hat Michael Robotham verfasst und damit eine große Fangemeinde erworben.
In seinem neuesten Fall aber stellt der australische Erfolgsautor den Psychologen vor
kriminalistische Probleme ganz anderer Art als sonst, denn sie betreffen ihn und seine
Familie ganz unmittelbar. Die andere Frau lautet der Titel und die lernt Joe
auf unfassbare Weise kennen. Selbst noch belastet vom Tod seiner Ehefrau vor 16 Monaten
und bem+ht, die zwölfjährige Tochter Emma aus der tiefen Trauer herauszuholen, reißt
eines Morgens ein Anruf aus dem St. Mary's Hospital in London den Ich-Erzähler aus dem
Gleichgewicht.
Sein 80-jähriger Vater William liege dort nach einem mutmaßlichen Treppensturz mit
schwersten Kopfverletzungen im Koma. Als Joe ans Krankenbett eilt, erweist sich die Frau,
die da die Hand seines Vaters hält, jedoch nicht als seine Frau Mary. Und dann behauptet
diese Olivia Blackmore auch noch: Ich bin seine andere Frau. Empört weist Joe
diesen offensichtlichen Unsinn zurück, doch die Mittvierzigerin beharrt darauf.
Bereits vor 20 Jahren habe sie den hochangesehenen Arzt nach buddhistischem Ritus auf Bali
geheiratet und der Unfall sei in dem Haus passiert, in dem sie seit vielen Jahren
gemeinsam leben. Joe gelingt es tatsächlich, die offensichtliche Betrügerin verhaften zu
lassen. Doch nach und nach muss er erkennen, dass sein hocherrschaftlicher Vater
anscheinend eine Zweitfamilie hatte einschließlich eines psychisch kranken Sohnes Olivias
aus deren erster Ehe.
Während der ermittelnde Beamte Macdermid wenig kooperativ ist, unterstützt dessen
Kollegin Hawthorne Joe bei dessen eigenen, natürlich unerwünschten Ermittlungen.
Allmählich schälen sich verworrene Beziehungen und dunkle Geheimnisse heraus und Joe
zweifelt immer mehr an der Unfallversion. Seine Recherchen bringen dann aber nicht nur ihn
sondern auch seine beiden Töchter in Gefahr, so dass er auch den alten Freund Ruiz zu
Rate ziehen muss.
Und Joe stößt auf Unregelmäßigkeiten größeren Ausmaßes bei der O'Loughlin-Stiftung,
der der Vater vorstand. Mehr jedoch sei von diesem persönlichsten Fall, mit dem Joe es je
zu tun hatte, nicht verraten. Er fesselt mindestens so sehr wie die Vorgänger und sorgt
durch die starke Einbeziehung von Familienmitgliedern und engen Freunden für zusätzliche
Tiefe. Fazit: ein Psychothriller aus Meisterhand voller packender Momente.
|