CHARLES CARILLO: "DAS WUNDER KAM BEIM RASENMÄHEN"

Mickey DeFalco ist der geradezu klassische Fall eines sogenannten One-Hit-Wonders. Ende der 80er Jahre hatte er den einen Riesenhit "Sweet Days", danach ging es bald wieder abwärts aus schwindelnder Höhe als Star.

Was ihn dorthin brachte und was nun aus dem erwachsenen Mickey geworden ist, daraus hat Charles Carillo den liebenswürdigen Roman "Das Wunder kam beim Rasenmähen" gemacht. Mickey erzählt selbst von seinem Abstieg und tut das mit trockenem Humor aber auch einer Spur Wehmut. Die wird verständlich angesichts der Art und Weise, wie ihm der Ruhm vor gut 20 Jahren quasi vor die Füße fiel.

Nie hatte er mit solchen Folgen gerechnet, als er damals dieses eine Lied schrieb, nachdem Lynn über Nacht und ohne jede Erklärung verschwunden war. Es war eine solch innige aber auch unschuldige Teenagerliebe gewesen. Im Taumel des Hit-Erfolges folgten dann viele heiße Flirts bis hin zu einer schnell wieder gescheiterten Ehe. Diese wie auch geschäftliche Missgriffe ließen den sympathischen Helden ziemlich heftig abstürzen und nach letzten Tingelauftritten verlor er sogar den Job als Swimmingpool-Reiniger.

Und schließlich landet er mit 39 Jahren wieder am Ausgangspunkt: bei seinen kleinbürgerlichen aber freundlichen Eltern. Er bezieht wieder sein Kinderzimmer und in seinem einstigen Teenagerjob als Rasenmäher hat sich der Stundenlohn sogar auf acht Dollar verdoppelt.

Zurück in den gemütlichen kleinen Kosmos von damals und doch wohnt genau dort die Chance aufs Glück, denn zu Mickeys Überraschung ist auch Lynn heimgekehrt, um ihre todkranke Mutter zu pflegen. Ob und wie eine Wiederannäherung trotz dunkler Geheminisse gelingt, soll hier nicht verraten werden, aber es handelt sich hier ja nicht um eine tiefschürfende Tragödie. Fazit: eine feine Unterhaltungslektüre mit Humor und menschlicher Wärme. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

# Charles Carillo: Das Wunder kam beim Rasenmähen (aus dem Amerikanischen von Julika Brandestini); 400 Seiten; Piper Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)