CORNELIA FUNKE: "GEISTERRITTER"

Endlich wieder ein Roman für Kinder von Cornelia Funke und mit "Geisterritter" verbindet sie die Gegenwart mit den Geistern von Gestalten, die es im Mittelalter wirklich gegeben hat. Sogar ein echter Halbbruder von Richard Löwenherz, dem großen Kreuzritter, ist mit von der Partie, wenn auch ziemlich durchsichtig.

Dabei beginnt Alles zwar unerfreulich aber doch eher harmlos für den elfjährigen Jon, als er ins Internat geschickt wird. Ganz unschuldig ist er nicht an dieser "Verbannung" von daheim, denn er hat dem Freund seiner Mutter zu oft böse Streiche gespielt, weil er ihn nicht ausstehen kann. Nun soll er also an derselben Schule im südwestenglischen Salisbury lernen, die einst sein verstorbener Vater besuchte.

Zu seinem Grimm gegen die Mutter gesellt sich aber ganz schnell blanke Angst, denn es zeigen sich nachts drei finstere, durchscheinende Gestalten und die bedrohen ihn. Bei seinen Mitschülern stößt er auf Gelächter, als er darüber spricht, dabei wird es sogar noch schlimmer: eines Abends jagen ihn drei düstere Reiter über das Internatsgelände und die wollen ihm tatsächlich ans Leben, angeblich, weil er ein Hartgill ist - und seine Mutter hieß als Mädchen wirklich so!

Tapfer versucht Jon, das schreckliche Erlebnis für sich zu behalten. Doch da gibt es eine von allen Jungs angehimmelte Mitschülerin, die ihm das Geheimnis entlockt und aus dieser Ella wird umgehend eine wichtige Verbündete für Jon. Vor allem aber auch eine unerschrockene Mitstreiterin gegen die bösen Geister, denn sie lebt die meiste Zeit bei ihrer Großmutter Zelda.

Die erweist sich zwar als eine ziemlich kauzige Type und sorgt für einige echt witzige Szenen, kennt sich aber mit den Geistern und Gespenstern Salisburys so gut aus, dass sie mit ihren Geschichten sogar Geld bei den Touristen damit verdient. Von ihr weiß Ella auch, wer gegen die Verfolger helfen könnte, denn in der berühmten alten Kathedrale befindet sich das Grabmal des berühmten Ritters William Longspee, einem Halbbruder von Richard Löwenherz.

Dieser Ritter hatte eins geschworen, jedem zur Hilfe zu kommen, der ihn darum bittet. Genau das machen Jon und Ella nun eines Nachts und siehe da, William erscheint nicht nur, er vernichtet in einem furiosen Kampf den Geist von Jons Verfolger Stourton. Wie sich herausstellt, sind jedoch auch Geisterritter ziemlich widerspenstig und damit geht die ebenso geheimnisvolle wie spannende Achterbahnfahrt erst richtig los.

Wie das Alles ausgeht, sei hier nicht verraten, aber packend wird es auf jeden Fall und allerlei Gruseleffekte gibt es natürlich auch. Das ist wunderschön geschrieben und lebt von den eigenwilligen Charakteren wie auch von den realen historischen Hintergründen. Dazu hilft ein Glossar mit Informationen und eine tolle Bereicherung sind auch die sehr atmosphärisch geisterhaften Illustrationen von Friedrich Hechelmann. Fazit: dieser Roman bietet ein riesiges Lesevergnügen für junge Leser ab 10 Jahre.

# Cornelia Funke: Geisterritter; 255 Seiten, farbig ill.; Cecilie Dressler Verlag, Hamburg; € 16,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)