TOM KNOX: "CAGOT"

Am Anfang stehen grausige Ritualmorde in England und die Opfer sind stets, alt, baskischer Herkunft und - sie weisen angeborene Deformierungen an Händen und Füßen auf. Der Journalist Simon Quinn erhält einen Tipp eines Informanten bei der Polizei und er stößt auf eine abstruse Geschichte. Das ist einer der Handlungsstränge, mit denen "Cagot" beginnt, der jüngste Thriller des britischen Erfolgsautors Tom Knox.

Als nächstes erfährt der englische Rechtsanwalt David Martinez, dass sein spanischer Großvater verstorben ist und ihm entgegen des ärmlichen Lebensstils ein kleines Vermögen hinterlassen hat. Daran ist jedoch eine Bedingung geknüpft: er soll im Baskenland in einem kleinen Bergdorf nach einem Miguel suchen, allgemein Otsoko genannt, der Wolf.

Das führt David einerseits mit Simon zusammen, der wie er bei den Nachforschungen nach seiner Herkunft auf die Spur der geheimnisvollen, fast ausgestorbenen Volksgruppe der Cagots gerät. Diese ethnische Gruppe wurde seit Jahrhunderten als Außenseiter verfolgt, hatte sich ganz in die Berge der Pyrenäen zurückgezogen und fast sämtliche Mitglieder wiesen als Eigentümlichkeiten einzelne zusammengewachsene Finger und Zehen auf.

Das Auftreten der beiden Suchenden führt in dem Baskendorf allerdings sofort zu Auseinandersetzungen, denn dieser Ort ist nicht nur fest in der Hand der ETA, Miguel, der Wolf, ist deren blutrünstigster Killer. Doch es ist ausgerechnet dessen frühere Freundin Amy Myerson, die David und Simon in entscheidender Weise weiterhilft. Damit setzt eine atemberaubende Jagd ein, die um den halben Erdball führt. Und es gibt eine erstaunliche Zahl von Gegenspielern, die das offenbar so bedeutsame Geheimnis der Cagots mit allen Mitteln auf ewig gewahrt wissen wollen.

Allmählich schälen sich ebenso haarsträubende wie exzellent recherchierte Details heraus, die von eugenischen Erkenntnisse der Nazi-Rassenlehre über Verstrickungen höchster katholischer Kreise bis hin zur systematischen Vernichtung abweichender menschlicher Spezies reichen. Nicht weniger als die spezielle Begründung, warum Hitler 1942 die "Endlösung der Judenfrage" konkret in Gang setzte, wird hier aufgeführt und selbst Alttestamentarisches spielt hinein - mit erstaunlich überzeugender Logik. Zu der schließlich auch der brachiale Showdown in einer ehemaligen Nazi-Festung in Böhmen gehört.

Das ist an Rasanz kaum zu übertreffen und der Autor packt fast zu viel in den halsbrecherischen Thriller. Gleichwohl kann man diese Hochspannungslektüre nur Lesern empfehlen, denen die explizite Schilderung widerwärtigster Grausamkeiten nichts ausmacht und diese beschränken sich nicht nur auf die Darstellung einiger entsetzlicher Foltermethoden aus dem Mittelalter.

 

# Tom Knox: Cagot (aus dem Englischen von Sepp Leeb); 479 Seiten; Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg; € 19,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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