GABI KRESLEHNER: "DAS REGENMÄDCHEN"

Als Kinder- und Jugendbuchautorin hat Gabi Kreslehner bereits Erfolge gefeiert, jetzt legt die österreichische Schriftstellerin ihren ersten Krimi vor. "Das Regenmädchen" lautet der Titel und diese so junge und so unschuldig aussehende Marie wird in einer Regennacht auf der Autobahn von einem Pkw-Fahrer angefahren.

Doch Oberkommissar Felix Herz ruft alsbald seine Kollegin Franza Oberwieser aus ihrem heimlichen Schäferstündchen zum Unfallort, denn das Mädchen in dem glitzernden Ballkleid starb offensichtlich nicht durch den Unfall, sondern durch Verletzungen, die ihr jemand vorher beigebracht hat. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass diese Marie keineswegs der Engel war, als der sie schien. Eine Streunerin war sie zeitweise, war für Geld mit Männern gegangen.

Angeblich hatte sie sich jedoch gefangen, sogar das Abitur nachgemacht und - sie sei verliebt gewesen, sagen Mitbewohnerinnen aus. Für Oberkommissarin Oberwieser, die ohnehin schon ihre Probleme mit sich selbst und ihrem Eheleben hat, stellt sich schließlich eine ganz üble Erkenntnis ein - der junge Mann, in den die Ermordete verleibt war, ist ihr eigener Sohn Ben, den sie seit Tagen nirgends erreichen kann.

Gabi Kreslehner erzählt mit ihrer wunderbar poetischen Sprache jedoch keine fetzige Kriminalgeschichte. Vielmehr lebt ihr Roman von den dunklen Stimmungen und insbesondere durch die abgesetzten Einschübe, in denen ein Unbekannter zu Worte kommt, seelisch noch mehr durcheinander als die Kommissarin oder der geplagte Kollege Herz mit seiner erneut wachsenden Familie. Auch dank häufig wechselnder Erzählebenen entwickelt sich dieser feinfühlige psychologische Krimi zu einer überzeugenden Geschichte mit Charakteren, die Appetit auf weitere Fälle mit diesen beiden Kriminalisten machen.

# Gabi Kreslehner: Das Regenmädchen; 297 Seiten; Ullstein Verlag, Berlin; € 18

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)