MICHAEL STANLEY: "KUBU UND DER ZWEITE TOD VON GOODLUCK TINUBU"

Michael Sears und Stanley Trollip sind Professoren im Ruhestand, als Autorenteam Michael Stanley aber sind die beiden Südafrikaner nicht nur fleißig sondern auch eine Klasse für sich. Gab es beim Debüt um Kubu, den besten Polizisten und größten Gourmet Botswanas, noch einige Schwächen, haben sie sich bereits mit dem zweiten Roman "Kubu und der zweite Tod von Goodluck Tinubu" in die erste Liga der Krimi-Autoren geschrieben.

Tatort ist das abgeschiedene malerische Jackalberry Camp am nördlichen Ende des Chobe Nationalpark, nicht weit vom Vierländereck zu Namibia, Sambia und Simbabwe. Der angesehene Lehrer Goodluck Tinubu und der Südafrikaner Sipho Langa, beide früher in den rhodeischen Bürgerkrieg verwickelt, werden in einer Halbmondnacht ermordet, wobei Tinibus Leiche auch noch grausig verstümmelt wird. Da Ishmael Zondo, ein dritter Gast des Camps, noch in der Nacht eilig verschwindet, scheint der Fall relativ klar zu sein.

Davon geht auch Assistent Superintendent David Bengu aus, allgemein wegen seiner bulligen Statur und des unersättlichen Appetits "Kubu" genannt, also Flusspferd. Sein Chef drängt auf schnelle Aufklärung, denn das für seine stabile Demokratie gerühmte Botswana soll in Kürze Gastgeber für ein afrikanisches Gipfeltreffen sein. Während Kubu noch hofft, bald wieder daheim in Gaborone bei seiner geliebten Frau Joy sein zu können, sorgt die forensische Untersuchung der Leichen für eine faustdicke Überraschung, denn - Goodluck Tinubu ist bereits vor 30 Jahren in Rhodesien umgekommen! Wer also war der Mann, der in seine Identität geschlüpft ist, und weshalb wurde er jetzt ermordet?

Undurchsichtig erscheint nun auch das Gebaren von Dupie du Pisanie und Salome MacGlasham, beide ebenfalls aus dem jetzigen Simbabwe stammend, die das Camp verwalten. Noch verdächtiger aber macht sich Enoch, der Manager und Gästeführer. Spätestens, als sich herausstellt, dass der getötete Sipho Langa auch noch der südafrikanischen Polizei angehörte, deuten sich politische Dimensionen an, die weit in jenen jahrelangen grausamen Buschkrieg zurückgehen, in dem vor über 30 Jahren aus Rhodesien die Republik Simbabwe wurde.

Doch selbst Drogenschmuggel und andere Gaunereien könnten in das Verbrechen hineinspielen, bei dem Goodluck Tinubus Aktenkoffer offenbar eine zentrale Rolle zukommt. Und es geschieht nicht nur ein weitere Mord, die Ganoven erdreisten sich sogar, Kubus Familie anzugreifen, indem sie seine Schwägerin entführen. Ein Riesenfehler, denn nun zeigt sich, dass Kubu nicht nur wegen Statur und Appetit seinen Spitznamen als Flusspferd hat, denn diese Tiere sind erwiesenermaßen gefährlicher als selbst Löwen und Krokodile. Was bei Kubus Wutausbruch zu Szenen führt, in die ein feiner Zug schwarzen Humors eingestreut ist.

Mehr sei vom Fall selbst nicht verraten, denn der wartet noch mit einigen Überraschungen auf, bleibt dabei jedoch jederzeit realistisch und schlüssig. Ein Leckerbissen dieses hervorragenden Krimis aber ist auch der Schauplatz mit seiner wildromantisch gefährlichen Exotik in einem hier kaum bekannten endlos weiten Land, in dem zwei Millionen Menschen auf einer Fläche größer als Frankreich leben.

Selten fesselt den Leser zudem ein solch hinreißendes Personentableau mit Charakteren, die vor prallem Leben strotzen, und das in einer Geschichte voller Verwicklungen vor realem Hintergrund. Im Übrigen hat das Autorenduo so überzeugend gearbeitet, dass es zur Orientierung sogar einen Glossar, eine Personenzuordnung und Karten beigefügt hat. Fazit: ein absolut filmreifer Kriminalroman vom Allerfeinsten, bei dem nur ein Wunsch bleibt - der auf eine baldige Fortsetzung der Serie.

 

# Michael Stanley: Kubu und der zweite Tod von Goodluck Tinubu (aus dem Englischen von StePhanie Schäfer); 487 Seiten; Eichborn Verlag, Frankfurt; € 21,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: BEL 786 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de