BANNER/ANDERSON: "MM - DAS PRIVATE ARCHIV"

Es schien alles gesagt über Marilyn Monroe, die wohl größte Leinwandgöttin aller Zeiten, bis 2005 tatsächlich jenes als verschollen geltende Privatarchiv, die Monroe Collection, entdeckt wurde. Aufbewahrt hatte es ein Neffe von Marilyns langjähriger Finanzberaterin und Freundin Inez Nelson.

Der Fotograf Mark Anderson erhielt den Auftrag, die tausende von Fundstücke aus den beiden Aktenschränken aus Stahlblech fotografisch zu archivieren. Dokumente und Fotografien, persönliche und geschäftliche Briefe und Telegramme, aber auch Zeitungsausschnitte, Fan-Post und eigene Notizen fanden sich. Hinzugezogen wurde mit der Geschichtsprofessorin Lois Banner dann eine Expertin, die sich bereits seit langem intensiv mit der Vita der Filmlegende befasst hatte.

Herausgekommen ist der faszinierende Textbildband "MM - Das private Archiv von Marilyn Monroe". Darin wird auf der Grundlage der vielfältigen Archivalien versucht, mehr hinter das wirkliche Geheimnis ihres Lebens und Sterbens zu kommen. Und wirklich gibt es so manche Details aus dem Privatleben wie auch ihrer Karriere, die selbst Kenner überraschten. Das beginnt schon bei ihrer Geburt als Norma Jean Baker, wie immer fälschlcih behauptet wurde. Ihre Geburtsurkunde belegt, dass sie korrekt als "Norma Jeane Mortenson" registriert wurde, denn ihre Mutter war an jenem 1. Juni 1926 noch mit Edward Mortensen (entgegen der Urkunde schrieb er sich mit "e" in der letzten Silbe!) verheiratet.

Vieles über die geschickte Vermarktung als Sexsymbol und ihre Selbstinszenierung der "MM" als Ikone ihrer Zeit wie auch der illustre Freundeskreis ergibt ein neues, umfassendes Bild ihrer komplizierten Persönlichkeit. Ihr eher gleichgültiges Verhältnis zu Luxusgütern, ihr ungeheurer Ehrgeiz gepaart mit den extremen Stimmungsschwankungen und dann wieder der bisher unvermutet gute Geschäftssinn - Marilyn Monroe las sogar Wirtschaftszeitungen!

Diese Biographie der besonderen Art kratzt nicht am Idol MM, es gibt ihm aber klarere Züge und verstärkt das Bild einer ebenso komplexen wie unkonventionellen modernen Frau, die vermutlich am meisten an sich selbst scheiterte, an den Ansprüchen wie auch dem Ballast aus einer unglücklichen Kindheit und Jugend. Die letzten Geheimnisse insbesondere um ihre letzten Monate bis zu jenem einsamen Tod am 4. August 1962 mit gerade 36 Jahren bleiben ungelöst, doch auch so darf gesagt werden: je mehr man über Marilyn Monroe erfährt, desto faszinierender erscheint sie.

 

# Lois Banner/Mark Anderson: MM - Das private Archiv von Marilyn Monroe (aus dem Amerikanischen von Ulrike Kretschmer, Verena Küster und Walter Spiegl); 336 Seiten, 273 Abb., Großformat; Knesebeck Verlag, München; 39,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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