SVEN BÖTTCHER: "PROPHEZEIUNG"

Nahe Zukunft: die junge Klimatologin Mavie Heller aus Hamburg ist überglücklich, denn sie bekommt einen Job am streng geheimen IICO, dem International Institute for Climate Observation auf der Kanareninsel La Palma. Hier arbeiten Bjarne Gerritsen und sein Experten-Team am metereologischen Geheimprojekt "Prometheus" zur exakten Wettererforschung.

Doch Mavie ist bei genauerem Einblick in ihre Arbeit entsetzt, denn das hochwissenschaftliche Programm erforscht nicht nur das Gewesene, es weist äußerst präzise Klima-Prognosen aus. Und danach steht die Klima-Katastrophe vor der Tür: im Januar Frühlingstemperaturen in Nordeuropa, Mücken- und Zeckenplagen, Feuerquallenteppiche an Deutschlands Küsten und zugleich im gesamten Norden endlose Regenfälle, während Afrika sowie Mittel- und Südamerika unter sengender Hitze verdorren. Die Opferzahlenberechnungen sprechen von 400 bis 800 Millionen Toten weltweit sowie einer riesigen Welle von Klimaflüchtlingen, die in ihrer Panik vor nichts zurückschrecken werden.

Das ist der Einstieg zu Sven Böttchers ebenso kühlem wie rasanten Öko-Thriller "Prophezeiung". Die entsetzte Mavie lehnt sich darin gegen die Weigerung der Verantwortlichen auf, die Prognose öffentlich zu machen, da man den meisten der Betroffenen ohnehin nicht helfen könne. Mavie verschafft sich unbefugten Zugang zu "Prometheus" und kann einige Daten auf ihren MemStick speichern, bevor sie erwischt und fristlos entlassen wird.

Umghend übermittelt sie die Daten an ihre Freundin, die Journalistin Helen von Schenck. Als Mavie nach Hamburg zurückkehrt, erfährt sie von Helens Bruder Philipp, dass diese offenbar zu unvorsichtig mit dem brisanten Wissen umgegangen und durch einen mysteriösen Unfall umgekommen ist. Mavie und Philipp tun sich zusammen, um für die Aufdeckung des Todesfalles, vor allem aber der apokalyptischen Vorhersage zu sorgen. Einer ihrer Mitstreiter gegen die mächtigen dunklen Kräfte, die die Wahrheit skrupellos zu unterdrücken versuchen, ist der exzentrische Nobelpreisträger Leland Milett, dem eine Gruppe radikaler Öko- und Computerfreaks zur Seite stehen.

Die Prometheus-Prognosen werden auf beängstigend exakte Weise Realität und im dramatischen Rennen gegen die bevorstehende Apokalypse erweist sich die Phalanx der unsichtbaren Gegner als mindestens so gefährlich wie die um sich greifenden Fluchtaktionen. Mehr sei nicht verraten von einem Öko-Thriller, der zwar nicht die Weltklasse von Frank Schätzings "Der Schwarm" hat, dafür aber kompakter und um einiges realistischer auftritt und gerade deshalb noch mehr schaudern lässt.

Dieser schnell voranschreitende Roman ist eine anspruchsvolle und zugleich packende Lektüre, die quasi nebenher viel Wissen vermittelt und zuweilen mit bissigem Humor glänzt.

 

# Sven Böttcher: Prophezeiung; 442 Seiten; Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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