WOLFGANG HOHLBEIN: "INFINITY. DER TURM"

Arion heißt sie und sie ist die Prinzessin Infinity, die bald Königin des gesamten bekannten Universums werden soll. Sie lebt als Herrscherin im R'Archernon, einem über fünf Meilen hohen Turm, der nicht nur ein Äonen altes Gebäude sondern auch ein allwissender Computer und unzerstörbar ist.

Der Turm ist umgeben von der sogenannten Belagerung, einer von primitiven Massen bewohnten Megastadt. Seit Jahrtausenden trifft sich deren Anführer alle 20 Jahre mit der Herrscherin. Diesmal jedoch passiert Unerhörtes vor der Zusammenkunft, denn der Barbarenhäuptling Craiden lässt zuvor eine Superbombe, einen sogenannten Planetenkiller, zünden. Die Explosion ist derart gigantisch, dass selbst der Turm ins Beben kommt. Die Prinzessin aber ist so beeindruckt von Craiden, dass sie ihm sogar Avancen macht.

Das ist der Auftakt zu "Infinity", dem gewaltigen Epos, das Wolfgang Hohlbein als sein Opus Magnus bezeichnet. Als wilde Mischung aus Fantasy und Endzeitroman breitet der Vielschreiber drei große Erzählstränge aus, bei denen der auf dem Turm in eine ebenso elitäre wie dekadente Hochkultur und zu einer reformfreudigen Prinzessin Infinity führt. Der zweite aber handelt von Aufruhr und einem barbarischem Krieg mit Gewaltorgien, mal ausgefochten von unbändigen Horden, allen voran dem nach der Explosion schwer gezeichneten General Mardu, mal unter Einsatz hochtechnologischer Waffen wie den biomechanischen Riesendrohnen, den gefürchteten Heliothoptern.

Und schließlich ist da Gea, einst als junges Mädchen vom noch jugendlichen Craiden gerettet. Dieser dritte Handlungsstrang erweist sich erst allmählich als eine andere Zeitebene. Was aber schließlich nach vielem Hin und Her zu einem überraschenden und zugleich verwirrenden Ende kommt, das tobt zwar zuweilen vor Action, wirklich viel wird in dem wortreichen Erzählstrom jedoch nicht an Handlung geboten. Stattdessen ergeht sich der Autor in unzähligen Kampfszenen, die mit all dem vergossenen Blut, den Schreien, dem verbrannten Fleisch und dem Chaos allgegenwärtiger Zerstörung eine Apokalypse heraufbeschwören, deren Sinn sich nur schwer eröffnet - wenn überhaupt.

Man muss wohl ein ausgemachter Hohlbein-Fan sein, um sich für diesen Roman voller martialischer Landserträume zu erwärmen, zumal auch der Stil durchweg Groschenheftniveau pflegt. Ein strenges Lektorat hätte dieses Werk nicht nur von manchem Sprachmüll wie von solch inflationär gebrauchten Begriffe wie "absurd", "Panik", und dem Füllwort "eigentlich" befreit, es hätte zudem manche Wiederholungen gestrichen und vielleicht sogar den ein oder anderen Logikfehler korrigiert.

Man kann nach dem unbefriedigenden Ende nur ahnen, dass es eine Fortsetzung geben könnte. Für diejenigen, die nach "Infinity" wirklich noch nicht genug haben...

 

# Wolfgang Hohlbein: Infinity. Der Turm; 619 Seiten; Piper Fantasy, München;

€ 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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