ACHILL & AARON MOSER: "ÜBER DIE ALPEN NACH ITALIEN"

Eine Reise von München nach Florenz? Wirklich nichts Besonderes heutzutage, mag man denken. Die zwei kleinen Worte „zu Fuß" wecken dann doch Interesse. In ihrem Reisebericht „Über die Alpen nach Italien" haben Achill Moser und sein Sohn Aaron ihre Erlebnisse und Erfahrungen einer ganz besonderen Reise niedergeschrieben.

Von München über Bad Tölz, Innsbruck, Bozen, Trient, Verona, Mailand, Genua und Lucca wandern sie in 75 Tagen über die Alpen ins gelobte Land der deutschen Sehnsucht. Ach ja, eigentlich sind sie zu dritt: Heinrich Heine ist auch dabei, im Geiste jedenfalls. Auf genau jener Route, die der Dichter 1828 nahm und die er in seinen „Reisebildern" beschrieb, sind sie unterwegs. Und ihren Heine haben sie natürlich dabei und zitieren ihn auch reichlich.

So erlebt der Leser diese Reise aus drei Perspektiven. Der des Vaters und erfahrenen Wanderers Achill Moser, der als Mittfünfziger bereits 25 Wüsten dieser Welt durchwandert hat und ein erfahrener ‚Globetrotter’ ist. Aus der Perspektive des 18-jährigen Sohns, für den diese Reise die wohlverdiente ‚Auszeit’ nach dem Abitur ist und der sich eigentlich als Hamburger ‚Stadtkind’ sieht. Und mit Heinrich Heines Beschreibung seiner Reise von 1828 kommt eine weitere interessante Perspektive ins Spiel.

Diese drei Sichtweisen miteinander zu vergleichen oder zu kontrastieren, macht das Buch über die reine Reisebeschreibung hinaus unterhaltsam. Ist die Tour für den Vater eine leichtere Herausforderung, die ihm eher dazu dient, mit dem Sohn, bevor der aus dem Haus geht, Gemeinsamkeit und Nähe zu erleben, empfindet Aaron die Wanderung zunächst als lockeres Abenteuer und macht sich wenig Gedanken über die Strapazen und Belastungen.

Das liest sich dann in den ersten Tagen aus seiner Sicht so: „Was für ein Wahnsinn hat mich bloß geritten, als ich mich vor einigen Wochen dazu entschlossen habe, mit meinem Vater über die Alpen zu wandern. Völlig irre!" 1500 km weiter hört sich das dann so an: „Toll war’s. Eine super Reise! Etwas Besseres hätte mir gar nicht passieren können. Mal raus aus allem, mal abschalten, einen total anderen Lebensrhythmus finden und dann sich selbst auf die Schliche kommen, um rauszukriegen, was man eigentlich wirklich will." Da hat ein Vater wohl sein Ziel erreicht...

Natürlich hat diese Reise nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen zwischen Vater und Sohn, die deutlich durchklingen. Trotzdem ist das Buch für alle Mütter und Väter, für alle Söhne und Töchter eine fabelhafte Anregung, einmal Ungewöhnliches auszuprobieren.

Da Vinci’s Abendmahl in Mailand im Original gemeinsam zu erleben, in Verona in der Arena eine Oper zu sehen und zu hören, sich dem Zauber der Kunst und Kultur der Stadt Florenz hinzugeben, macht Lust, es den beiden gleich zu tun und ebenfalls auf den Spuren Heinrich Heines zu wandeln.

 

 

# Achill und Aaron Moser: Über die Alpen nach Italien. Zu Fuß 1500 Kilometer auf den Spuren Heinrich Heines; 280 Seiten, div. Abb.; Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg; € 20

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