ANDREW O'HAGAN: "LEBEN UND ANSICHTEN VON MAF..."

Unzählige Bücher gibt es bereits über das Leben und Sterben der Leinwandgöttin Marilyn Monroe. Ein solches wie dieses aber sicher nicht: Aus der Perspektive ihres Hundes beschreibt Andrew O’Hagan in seinem Roman „Leben und Ansichten von Maf dem Hund und seiner Freundin Marilyn Monroe" das Leben der inzwischen zur Ikone gewordenen Schauspielerin.

Überliefert ist, dass Frank Sinatra ihr im Jahr 1960 einen kleinen Malteserhund schenkte, den sie ‚Mafia Honey’, kurz Maf, nannte. Natürlich ist Maf – wie alle Hunde übrigens – kein gewöhnlicher Hund, er neigt zum Philosophieren. Was sich für menschliche Ohren nur wie das Lärmen mehrerer Hunde im hinteren Teil eines Lieferwagens anhört, könnte auch eine Diskussion über Aristoteles oder ein Diskurs über die menschliche Natur sein, in dem einer der Hunde äußert: „In Wahrheit wissen die Menschen, dass wir sie studieren, und die schlauen wissen auch, dass wir über sie reden. Die Menschen sind nicht dumm. Sie verhalten sich nur so, als ob sie es wären."

Maf ist außerdem aus unerfindlichen Gründen Anhänger von Trotzki und hat somit auch eine besondere Affinität zu Mexiko. So erreicht der kleine Hund über die Station der Mutter von Natalie Wood und durch die Hände von Frank Sinatra sein neues „Frauchen" Marilyn. Zwischen beiden entwickelt sich eine Freundschaft, die über die letzten zwei Jahre in Marilyns Leben anhält. Aus der Perspektive von ganz unten und mit seinem Hang zum Philosophieren und Kommentieren erlebt er all die Großen und Kleinen im Umfeld Marilyns, den Glamour und das Elend dieses speziellen Teils der Gesellschaft Anfang der sechziger Jahre.

Mehrfach hat Frank Sinatra große Auftritte, wenn er einen Wutausbruch darüber kriegt, dass er sich intensiv für den frisch gewählten Präsidenten Kennedy eingesetzt habe und dieser jetzt nach der Wahl wegen „Mr Sinatras Beziehungen und Mr Sinatras Verbindungen" (natürlich zur Mafia) nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte. Maf fällt dazu ein, dass die Menschen doch mehr Tom-und-Jerry-Filme schauen sollten. „In diesen Filmen konnte man der Welt dabei zuschauen, wie sie erwachsen wurde."

Ob bei Marilyns Psychiaterin oder bei der ersten Begegnung zwischen John F. Kennedy und Marilyn, Maf ist überall dabei und lässt den Leser an seinen Beobachtungen und Erkenntnissen teilhaben.

Doch was kann der Leser über diese besondere Beziehung von Hund und Mensch erfahren? Sicherlich bietet das Buch Einblick in die ganz besondere Atmosphäre im Amerika der beginnenden sechziger Jahre und dem „Starkult" dieser Zeit. Natürlich findet auch der Marilyn Monroe - Fan sein Idol hautnah dargestellt. Aber neue Aspekte des Lebens der Vielbeschriebenen oder gar eine neue Perspektive auf ihre letzten Jahre? Eher nicht! Dafür eine ganze Menge Partygeschwätz, Klatsch und Tratsch.

Auch Maf hätte man mehr Biss gewünscht. Biss zeigt er im wörtlichen Sinne, wenn jemand seinem scheinbaren Idol Trotzki zu nahe tritt und selbst dafür bleibt er die Erklärung schuldig. Eine zum Beispiel ironische oder distanzierte Position zu seiner Herrin hätte dem Roman tatsächlich mehr Pepp verleihen und auch die Diva und ihr Umfeld in einem neuen Licht zeigen können.

 

 

# Andrew O’Hagan: Leben und Ansichten von Maf dem Hund und seiner Freundin Marilyn Monroe (aus dem Englischen von Anette Grube); 334 Seiten, S. Fischer Verlag; € 19,95

ATTO IDE

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