CAROL O'CONNELL: "EIN ORT ZUM STERBEN"

Als US-Autorin Carol O'Connells erster Mallory-Thriller in den 90er Jahren auf Deutsch herauskam, fand er samt der Folgeromane zwar einige Beachtung, der große Durchbruch aber blieb aus. Völlig zu unrecht, denn diese ungewöhnliche Kriminalistin zählt zu den originellsten ihres Genres und ihre Fälle sind nicht weniger als atemberaubend.

Um so mehr gilt es jetzt, der Wiederauflage des Auftaktromans "Ein Ort zum Sterben" die Daumen für einen breiten Erfolg zu drücken, zumal neue Fälle schon in Vorbereitung sind. Kathleen Mallory, die sich ausschließlich Mallory nennen lässt, ist so kindheitsgeschädigt, dass selbst ihre liebevollen Adoptiveltern nicht ganz die Entwicklung zur Soziopathin verhindern konnten. Adoptivvater Louis Markowitz als hochrangiger Ermittler der New Yorker Polizei hatte der hochintelligenten jungen Schönheit den Weg zum Innendienst an den Polizeicomputern geebnet.

Bei der Jagd auf einen Serienkiller, der es auf wohlhabende alte Frauen abgesehen hat, fällt nun auch Markowitz diesem zum Opfer. Für Mallory eine Initialzündung, um selbst aktiv zu werden. Dieser Mord, der ihr den einzigen Menschen genommen hat, der der gefühlsarmen und manisch ordnungssüchtigen Detektivin etwas bedeutete, macht sie zur kalten unerbittlichen Rachegöttin. Und die Einzelgängerin mit den seltsamen grünen Augen, den starken Schießkünsten und der Macke eines aufgemotzten Volkswagens ist bei ihrem Kampf gegen das Verbrechen wenig zimperlich.

Das mag sich überzeichnet anhören, ist aber meisterhaft erfunden und überzeugt auch deshalb, weil dieser wie auch die anderen Fälle mit großer Raffinnesse ausgeklügelt und obendrein mit hervorragend gezeichneten Mit- und Gegenspielern ausgestattet sind. Wer bei rasanten Krimis das Besondere und Mitreißende schätzt - O'Connell und ihre Mallory lassen Dirty Harry fast schon müde und irgendwie wie von gestern aussehen.

# Carol O'Connell: Ein Ort zum Sterben (aus dem Amerikanischen von von Renate Orth-Guttmann); 317 Seiten, Klappenbroschur; btb Verlag, München; € 14,95