JOHN UPDIKE: "DIE TRÄNEN MEINES VATERS"

John Updike (1932-2009) war einer der großartigsten Romanciers der letzten Jahrzehnte. Der Chronist amerikanischer Lebensart war ein ebenso meisterhafter Stilist wie Menschenbeobachter und das stellt er in seinem hinterlassenen Band mit Kurzgeschichten noch einmal eindrucksvoll unter Beweis.

"Die Tränen meines Vaters" lautet der Titel und nur eine der 18 Erzählungen stammt nicht aus den letzten Jahren. So manches autobiografisches Element ist da eingeflossen in den Reigen, der seine wesentlichen Themen aufgreift, wenn es ums Zwischenmenschliche geht, um Ehebrüche, um Begierden, Verrat und schalen Nachgeschmack, aber auch um die erkennbar eigene Jugend.

Ob Liebesgeschichten oder verpasste Chancen auf eine verlockende Liaison, ob ein Klassentreffen nach 50 Jahren, Updike schreibt so lässig und souverän wie gewohnt. Wenn er dann jedoch eine fast peinliche Kurz-Affäre während eines leider zu schnell beendeten Stromausfalls beschreibt oder aber über den nachhallenden Augenblick sinniert, als der Vater beim Abschied des zum Studium ausrückenden Sohnes seltene Tränen über ein zuendegehendes gemeinsames Leben vergießt - dann wird ein deutlicher Hauch von Altersmelancholie spürbar.

John Updike hat bis zuletzt geschrieben und herausgekommen ist ein wunderbarer Schlussakkord altersmilder Erinnerungen und Gedanken. Und ein letztes Mal hat Maria Carlsson diesem ganz Großen der Weltliteratur eine Übertragung ins Deutsche angedeihen lassen, die seines Werkes würdig ist.

 

# John Updike: Die Tränen meines Vaters (aus dem Amerikanischen von Maria Carlsson); 367 Seiten; Rowohlt Verlag, Reinbek; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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