SVEN HANUSCHEK: "LAUREL & HARDY"

Millionen erinnern sich an all die Blödel-Filme von "Dick und Doof", wie Stan Laurel und Oliver Hardy in deutschen Landen bereits Anfang der 30er Jahre in sämtlichen Titeln genannt wurden. Dabei blieb es bis in die jüngere Zeit und mindestens so schlimm war auch der Umgang mit fast allen ihrer Filme, die mal verstümmelt, mal zu wilden Klamaukszenen-Potpourris zusammengeschnitten wurden.

Dass der spillerige Brite (1890-1965) und der große dicke Amerikaner (1892-1957) weit mehr waren als ein tortenwerfendes Comedian-Duo, wurde dabei weitgehend übersehen oder verdrängt. Um so verdienstvoller ist Sven Hanuscheks Hommage "Laurel & Hardy. Eine Revi-sion", in der der Literaturprofessor die vielen schiefen Bilder zu einem angemessenen Porträt zweier großartiger Komiker geraderückt. Charlie Chaplin und Buster Keaton gelten als anspruchsvolle Künstler der komischen Gattung, doch Stan und Ollie gebührt dank der von ihnen kreierten eigenen Filmsprache ein ähnlicher Rang.

Oft genug grenzt es ans Geniale, wie das Duo - das gemeinsam übrigens weit besser war als jeder für sich - den Wahnsinn und den Surrealismus des Alltags in ebenso zwerchfellerschütternde wie unvergessliche Szenen umsetzten. Was die Beiden, die auch privat befreundet waren, an Stilelementen in die Filme brachten - man denke nur an Ollies fatalistsiche Blicke ins Publikum! - das war teils so stilprägend, dass es vielfach kopiert wurde. Wo Ollie mit hinreißender tolpatschiger Grazie begeisterte, brachte Stan als absoluter Perfektionist und oft genug heimlicher Regisseur das perfekte Zeit- und Rhythmusgefühl ein.

Wenn es noch eines Beweises bedürfte, um ihre Bedeutung für das Filmgenre zu belegen, so sei der große Billy Wilder als einer ihrer größten Verehrer genannt. Der Autor benennt treffende Beispiele, wo Wilder Ideen übernommen oder "geklaut" hat. Hanuschek führt viele Details zu den Feinheiten ihrer meisterhaften Filmkunst an, die immer wieder zu dem Grundtenor kam, dass das Leben voller Tücken ist, denen man nur mit Fatalismus und einem trotzigen Lachen begegnen sollte.

Hinzu kommen aufschlussreiche Analysen zu zahlreichen der Streifen, die in ihren Originalfassungen alles andere als einfach nur lustige Massenware waren. Hier gibt der Autor etliche Tipps, um zwischen all den verhunzten Aufbereitungen die angemessen restaurierten Streifen auf DVD zu finden. Niemand scheiterte schließlich so schön wie Stan und Ollie und doch war das bei allem oft geradezu anarchischem Klamauk auch Kunst, Filmkunst vom Feinsten. Fazit: eine gelungene Revision, die sogleich Lust auf die "richtigen" Filme von Stan und Ollie macht.

 

# Sven Hanuschek: Laurel & Hardy. Eine Revision; 219 Seiten, div. Abb., Klappenbroschur; Zsolnay Verlag, Wien; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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