ISABEL ASHDOWN: "AM ENDE EINES SOMMERS"

Mit Mary und Jake stellt Isabel Ashdown ein ungewöhnliches Erzählerpaar in den Mittelpunkt ihres Debütromans "Am Ende eines Sommers", denn Mary ist die depressive trunksüchtige Mutter des 13-jährigen Jungen. In Etappen entwickelt sich eine bewegende, ebenso realistische wie traurige Familiengeschichte.

Von Mary erfahren wir in langen Rückblicken, wie sie in ihren Teenagerzeiten in den 60er Jahren ihre etwas ältere Schwester Rachel bewundert hat. Die war in allem immer ein stück voraus, doch alles verändert sich, als Mary sich im Studium in den attraktiven Handwerker Billy verliebt. Er ist für ihre gutbürgerlichen Eltern völlig inakzeptabel und so bricht Mary kurzerhand mit ihm aus. Allerdings zerreißt bei diesem Zerwürfnis auch das bis dahin so enge Band zu Rachel.

Während Mary sich an diese Zeit erinnert, muss Jake in der Gegenwart des Jahres 1984 sich um seine Mutter kümmern und auch um den kleinen Bruder Andy. Vater Billy ist fort und Mutter Mary hat außer ihren ererbten depressiven Schüben massive Alkoholprobleme. Selbst den Haushalt muss Jake weitgehend allein versorgen, gleichwohl hängt er durchaus auch typischen Pubertätsträumen nach und jobbt nebenher, um sich ein paar Wünsche erfüllen zu können.

Die Tristesse wird aufgebrochen, als Rachel eines Tages überraschend wieder Kontakt zu Mary aufnimmt und diese sogar vom Trinken fernzuhalten vermag. Jake, Andy und seine Mutter erleben ein unerwartet schönes unbeschwertes Weihnachtsfest bei der bisher unbekannten Tante, deren Sohn George im Übrigen ein Geburtszwilling Jakes ist. Und 1985 kehrt selbst Vater Bill zur Familie zurück, doch Jake kann nicht ahnen, wie brüchig die vermeintliche Idylle ist. Als sie alle schließlich in einen gemeinsamen Urlaub fahren, bricht ein wohlgehütetets Familiengeheimnis unheilvoll durch und nichts ist mehr, wie es war.

Dieser bewegend geschriebene und brillant aufgebaute Roman fesselt mit seinen glaubwürdigen Gestalten wie auch mit dem tiefgründigen und dennoch zuweilen geradezu heiteren Lebensernst des Erzählten.

 

 

# Isabel Ashdown: Am Ende eines Sommers (aus dem Englischen von Rainer Schmidt); 352 Seiten; Eichborn Verlag, Frankfurt; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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