ULF KRÜGER: "STAR-CLUB"

Der 13. April 1962 war für die Unterhaltungsmusik und weit darüber hinausreichend ein historisches Datum, denn an diesem Tag wurde in Hamburg, Große Freiheit 39, der "Star-Club" eröffnet. Von hier aus eroberte der Beat die Welt und neben all den berühmten Stars von Bill Haley, Chuck Berry und Jerry Lee Lewis bis hin zu Ray Charles war diese Kultstätte der letzte wichtige Auftrittsort der Beatles, bevor ihre einzigartige Weltkarriere begann.

Es mag bereits Bücher über ihn geben, doch die große Dokumentation "Star-Club: Der bekannteste Beat-Club der Welt" stellt sie alle in den Schatten. Das liegt allein schon an Autor Ulf Krüger, denn der spielte einst selbst als Drummer im Club, ist Manager der Beatles-Fotografin Astrid Kirchherr und als Experte für die Geschichte dieses Musiktempels wohl unübertreffbar. In geradezu wissenschaftlicher Akribie hat er Daten, Fakten und Augenzeugenberichte zusammengetragen. Hinzu kommt eine faszinierende Fülle von rund 500 Fotos, von denen viele bisher unveröffentlicht waren.

Doch Krüger beleuchtet nicht nur die legendären Zeiten von der Eröffnung bis zum letzten Konzert in der Silvesternacht 1969/70 - im Übrigen fast exakt auch die Laufzeit der Beatles als arrivierte Band mit Hitparadenstatus! - in den 49 kompakten Kapiteln beschreibt er auch den Vorlauf der Beatmusik in deutschen Landen, die Entwicklung aus all den nach dem Krieg früchtetragenden angelsächsischen Stileinflüssen vom Swing über Skiffle bis hin zu Rock und schließlich der "neuen" Musik, die bekanntlich ein wesentlicher Träger der gesellschaftlichen Umbrüche in den 60er Jahren wurde.

Es sind spannende und zuweilen auch skurrile Geschichten um die Engagements solcher Größen wie dem verrückten Little Richard oder dem goldigen Fats Domino, aber auch der ersten deutschen Beatband, die neben all den Rock-Größen und den vielen englischen Bands aus Liverpool und London, den Rattles, die Anfang 1963 mitmischen durften. Die spannendste aller Geschichten jedoch bietet selbstredend die über die drei mehrwöchigen Gastspiele der Beatles, die sich zuvor schon seit den ersten 1960er Auftritten in anderen Hamburger Clubs einen Ruf erspielt hatten.

Gezeigt werden neben den vielen Fotos der auftretenden Musiker auch Memorabilia wie Tickets, Plakate, Kopien der Verträge einschließlich jenes der Beatles. Höchst interessant ist zudem deren exakte Gagen-Nennung. So erhielten die Vier am 27. April 1962 einen Vorschuss von 1.700 DM und für die Shows pro Pilzkopf und Show je 425 DM. Aber auch andere Einblicke in die Honorarlisten lesen sich aufschlussreich, wenn z.B. Weltstar Bill Haley gut 19.000 DM für seinen Auftritt bekam. Sämtliche im Star-Club aufgetretenen Stars sind übrigens im Anhang genau aufgelistet.

So traurig das Ganze dann auch wegen des Niedergangs der Live-Clubs darin endet, dass dem "Star-Club" der Sex-Club "Salambo" und nach dem Brand von 1983 sogar der Abriss folgte - mit dieser Dokumentation liegt ein großartiges Standardwerk zu einer ebenso entscheidenden wie legendären Ära der Rockgeschichte vor.

 

# Ulf Krüger: Star-Club: Der bekannteste Beat-Club der Welt; 303 Seiten, div. Abb., Großformat, Broschur; Hannibal Verlag, Innsbruck; € 29,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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