BARBARA WOOD: "DIESES GOLDENE LAND"

Mögen die großen Erfolge von Barbara Wood auch als sogenannte Frauenromane gelten, ihre neue Australien-Saga "Dieses goldene Land" wird männliche Leser ebenfalls schnell fesseln. Im Mittelpunkt steht zwar die junge Arzttochter Hannah Conray, doch auch Neal Scott, dem sie bereits zu Beginn begegnet, spielt wie etliche andere männliche Protagonisten eine gewichtige und höchst interessante eigenständige Rolle.

Alles fängt mit Hannahs Auswanderung nach Australien an, mit der sie 1846 der Enge des viktorianischen England entkommen will. Ärztin kann sie nicht werden, weil das Medizinstudium Frauen noch verschlossen ist. Mit den Erfahrungen als Assistentin ihres jetzt verstorbenen Vaters hofft sie, sich als Hebamme selbständig machen zu können. Schon auf dem Schiff nach Sydney verliebt sie sich in den jungen Naturforscher und Fotografen Neal. An Land aber müssen sie sich erst einmal trennen, denn er geht auf die Oliphant-Expedition zur Erforschung der weiten noch unbekannten Regionen des fünften Kontinents.

Während Hannah sich in der Gesellschaft einen Platz sucht, aber auch die vielen Ideen ihres Vater zur Verbesserung medizinischer Behandlungsmethoden weiterverfolgt, zieht Neal in die gefährliche Wildnis und muss um sein Leben kämpfen. Überall lauern tödliche Überraschungen und fast kommt Neal um. Er wird jedoch von Aborigines gerettet, jenen Ureinwohnern, die von den frühen weißen Eroberern des Kontinents systematisch verjagt und unterdrückt wurden. Und diese Passagen, als Neal bei den einzigartigen Initiationsriten ebenso schmerzliche wie spirituelle Erfahrungen macht, gehören zu den hinreißendsten in diesem ohnehin bis zuletzt fesselnden Abenteuerroman.

Doch gerade mit den Aborigines gibt es auch blutige Zusammenstöße, als andere weiße Expeditionsmitglieder Gold entdecken. Zur gleichen Zeit wird aber auch Hannah aus ihrem Alltag gerissen und findet sich plötzlich inmitten einer Schar raubeiniger Schatzsuchern wieder, die auf Opalsuche sind. Dabei verliebt sie sich in den charmanten Gauner Jamie, dem sie dann mit einer von ihr entwickelten Jodtinktur das Leben rettet. Auch das ist athmosphärisch dicht und überaus farbig geschrieben, begeistert aber vollends durch das faszinierende Erleben der ungezähmten Wildnis.

Ohnehin steht trotz all der hervorragend gezeichneten Charaktere und der vielfältigen großartigen Abenteuer eigentlich etwas anderes wirklich im Mittelpunkt: das wilde, unbekannte Australien in der Frühzeit seiner Zivilisierung und die fremdartige Welt der Eingeborenen samt ihrer ungewöhnlichen Bräuche. Und diesen realen historischen Hintergrund hat Barbara Wood exzellent recherchiert, so dass man sich von dem ebenso glaubhaften wie absolut filmreifen Geschehen gerne mitreißen lässt. Fazit: das ist Unterhaltungslektüre vom Feinsten und für Australien-Fans sowieso ein Muss.

 

# Barbara Wood: Dieses goldene Land (aus dem Amerikanischen von Veronika Cordes); 557 Seiten; Krüger Verlag, Frankfurt; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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