SAID: „RUF ZURÜCK DIE VÖGEL"

Sein arabisches Pseudonym Said heißt „der Glückliche", dabei lebt der 1947 im Iran geborene Autor seit der Jugend in Deutschland im Exil. Das allerdings ist ihm längst zur Heimat geworden und noch mehr dessen Sprache. So sehr, dass er seit fast 30 Jahren in ihr auch Prosa, Essays und Theaterstücke verfasst.

Und Lyrik von erstaunlichem Sprachzauber, als nähme gerade er als 'Fremdsprachler' die Nuancen und Spannungen zwischen den Wörtern bewusster wahr als die meisten Muttersprachler. So wie jetzt in seinem jüngsten Lyrikband 'ruf zurück die vögel", wo er fesselt, verwirrt oder auf aufwühlt mit Sätzen wie „mein tod kennt mich nicht mehr".

Dann geht er auf Wanderschaft und die Einladung steht auf dem Cover: „die reise begann/wir ließen alles liegen/die narben/und das gedächtnis". Dabei widmet er sich doch in einer ganzen Reihe der stets in Kleinschreibung gehaltenen Verse Personen. So auch bei „für fuat saka", einem im Exil lebenden türkischen Sänger, dem die Titelzeile entnommen ist. Und dennoch bleibt er dem Gedanken treu, wenn er das Vergessen beschwört gegen das Gedächtnis „als einziger feind, der mir geblieben ist."

Bei aller Poesie ist Said gleichwohl engagiert und in seiner rationalen Leidenschaftlichkeit ahnt man seine persische Herkunft. Auf sperrige Weise elegant, geht er zugleich mit tiefem Ernst und spröder Zartheit mit der Sprache um. Der er trotz oder gerade wegen seiner Meisterschaft auch stets misstraut: „und das wort/diese lausige zufallshure/die an unserem mund hängt/um mit jedem/von der treue zu flüstern".

 

# Said: ruf zurück die vögel; 110 Seiten; C.H. Beck Verlag, München; € 16,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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