S.A. BODEEN: „ÜBERLEBEN"

Seit sechs Jahren lebt Eli jetzt mit seiner Familie in einem großzügig angelegten Atombunker. 15 ist er inzwischen und zunehmend wird ihm bewusst, dass manches an den Planungen seiner Vaters zumindest nicht so perfekt sein kann, wie es gedacht war. Die natürlichen Nahrungsmittel sind zu knapp berechnet, um für die auf 15 Jahre angelegte Verweildauer nach dem großen nuklearen Angriff auf die USA zu reichen. Aber auch sonst fallen Eli immer mehr Ungereimtheiten auf.

Das ist die Ausgangssituation in „Überleben", dem jüngsten Erfolgsroman der preisgekrönten US-Autorin S. A. Bodeen. Das ohnehin schon klaustrophobische Erleben der sechsjährigen Isolation – während der Mutter inzwischen zum vierten Mal schwanger ist – wird durch immer neue Puzzlesteine an verwirrenden oder auch erschreckenden Erkenntnissen allmählich zu einem wahren Horrorszenario. Da lassen zum Beispiel die Ideen des tyrannisch herrschenden Vaters schaudern, wie er den Mangel an Nahrung beheben will.

Was bewirken die extremen Bedingungen ethisch und moralisch, bis an welche Grenzen sind Menschen im äußersten Fall bereit zu gehen? Bei seinem Vater jedenfalls kommen ihm zunehmend Zweifel, was er alles heimlich vorausgeplant hat, und als Eli auch noch einen Moment lang heimlich per Laptop ins Internet kommt, ist da die entgeisterte Frage: gab es den atomaren Weltuntergang überhaupt?! Und der Verdacht steigert sich, dass Vater Rex Kontakt zur Welt da oben hat und das Ganze womöglich einem widerwärtigen Plan eines Menschen folgt, der gewissermaßen Gott spielen will.

Wie aber kann sich ein 15-Jähriger einem Vater wiedersetzen, der von Wahnsinnsideen besessen ist, und wie soll er einen solch übermächtigen, menschenverachtenden Irren überwinden können?! Nur der Vater kennt den Sicherungscode, um die atombombensichere Stahltür des Bunkers vor den eingegebenen 15 Jahren zu öffnen. Mehr sei hier nicht verraten, nur so viel: dieser von Beginn an packende Psycho-Thriller endet in einem atemberaubenden Finale und ist nicht nur absolut filmreif sondern geht auch so tief unter die Haut, dass man ihn nicht so bald wieder vergessen wird.

Fazit: ein Juwel erschreckend realistischer Spannungsliteratur, an der nicht nur Jugendliche ab etwa 14 Jahren ihre Freude als Lesevergnügen mit Gänsehauteffekt haben werden.