KATARINA MAZETTI: „MEIN LEBEN ALS PINGUIN"

Eine Lebens- und Liebesgeschichte der besonderen Art erzählt die schwedische Autorin Katarina Mazetti in ihrem Roman „Mein Leben als Pinguin". Titelfigur ist Wilma aus Stockholm, alles andere als hübsch und ein wenig erinnert die 32-Jährige mit ihrem unsicheren gang und der Polpatschigkeit an die sympathischen Polartiere. Wilma erfüllt sich einen Traum, als sie nun in die Antarktis in die Heimat der watschelfüßigen Vögel reist.

Gleich zu Beginn des Weges zum Schiff ganz im Süden Lateinamerikas stolpert die Heimschullehrerin regelrecht in die Arme von Tomas, der wie sie einen sehr speziellen Grund für diese Reise hat. Während sich jedoch bei der ebenso witzigen wie optimistischen Wilma erst spät herausschält, dass der Grund für ihre Ungeschicklichkeit wie auch für diesen Ausflug ans Ende der Welt eine schleichende Krankheit ist, wird beim düsteren Journalisten Tomas bald klar, dass er sich am Ende fühlt. Seine Frau hat sich mit den Kindern abgesetzt und schuld war nicht zuletzt sein übergroßer Ehrgeiz.

Sein Reiseziel ist der Tod durch eigene Hand und das könnte auch klappen – wäre da nicht Wilma an Bord der MS „Orlowskij", die ihn vom Weg abbringt. Allerdings geht es in diesem Kaleidoskop von Lebensgeschichten nicht nur um diese Beiden und die Autorin fesselt mit dem Wechsel zwischen verschiedenen Ich-Erzählern, wobei Erzählungen wie Charaktere auf unaufdringliche Weise überzeugen. Da blickt Wilmas Kabinennachbarin Alba als junggebliebene Rentnerin auf eine frühere Affäre mit Schiffsarzt Sven zurück und der wiederum entwickelt sich gerade zwischen Wilma und Tomas zu einem wichtigen Mittler und er mahnt Weisheit an: „Die zuverlässigste Intelligenz, die dem Menschen zur Verfügung steht... deine Gefühle."

Hinzu kommen Szenen aus weiteren Kabinen und selbstverständlich spielt die Natur eine unverzichtbare Rolle. Bei aller Leichtfüßigkeit und Heiterkeit hat diese unsentimental und zupackend erzählte Geschichte viel menschliche Tiefe und erweist sich als wunderbar komponiertes Plädoyer für das Leben, auch wenn man vielleicht gerade meint, es sei nur noch das Aufgeben wert.