DANIEL DEPP: „STADT DER VERLIERER"

Ein Detektivroman ganz im Stil der Klassiker aus der Schwarzen Serie mit allen Qualitäten eines Raymond Chandler und zugleich ganz up to date im heutigen Los Angeles – dieses Kunststück ist Daniel Depp mit „Stadt der Verlierer" rundum gelungen.

Sein Privatdetektiv heißt David Spandau und erinnert in vielem an eine ebenso stoische wie zynische Figur wie einst Robert Mitchum. „Wer es nirgends sonst zu etwas bringt, kann es hier schaffen", sagte der einst über LA und entsprechend spielt die Stadt und insbesondere Hollywood eine zentrale Rolle in dieser knallharten Geschichte. Wobei der exzentrische Schnüffler das Filmgeschäft mit all den selbstverliebten Stars, narzisstischen Agenten und viel, oft mafiösem Fußvolk als ehemaliger Stuntman bestens kennt und durchschaut.

Der Fall selbst erscheint eher harmlos, denn Spandau soll den aufstrebenden Star Bobby Dye beschützen, nachdem der angeblich Mordrohungen erhalten hat. Auch weiterhin entwickelt sich das zwar mit spannenden Wendungen, ohne jedoch allzu spektakulär zu werden. Ein Mordanschlag ist tatsächlich nicht geplant, vielmehr hat ein Nachtclubbesitzer den Schauspieler auf dem Kieker. Blut fließt allerdings durchaus eine Menge, dafür sorgen allein schon Potts und Squier, zwei kaputte Kleinganoven fürs Grobe. Wie ohnehin unkalkulierbare Dummheiten manch clevere Pläne schiefgehen lassen.

Mehr sei hier nicht verraten von der Geschichte. Um so mehr dagegen gilt es, das herzerfrischend originelle Personal hervorzuheben, das der Autor zu einem absolut filmreifen Krimi zusammengestellt hat. Natürlich macht sich da bemerkbar, dass der ältere Bruder von Filmstar Johnny Depp ein erfolgreicher Drehbuchautor ist, der den schrägen, verlogenen Filmwelt-Kosmos bestens durchschaut. Allein schon dieser Privatdetektiv, der Cowboy-Stiefel zum Armani-Anzug trägt, lässt in seiner knorrigen Art auf weitere Folgen hoffen.

Feingeister seien jedoch gewarnt, denn bei allem rauen Humor geht es lakonisch-böse zur Sache und die Sprache ist ebenso hart wie das Zupacken der Akteure. Abschließend ein Lob an Übersetzerin Regina Rawlinson, die dem Ganzen sogar einen sehr authentischen Slang erhalten hat, der zum wahren Vergnügen dieses Buches erst die richtige Athmosphäre schafft.

 

# Daniel Depp: Stadt der Verlierer (aus dem Amerikanischen von Regina Rawlinson); 317 Seiten; C. Bertelsmann Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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