CHERIDWEN DOVEY: „DER KOCH, DER MALER UND..."

Die Nähe zur Macht ist das Thema in Ceridwen Dovey’s Debütroman „Der Koch, der Maler und der Barbier des Präsidenten". In einem nicht näher bezeichneten kleinen Land sind drei Männer bis in die unmittelbare Nähe des Präsidenten gelangt. Der Koch bereitet dem Präsidenten täglich die Malzeiten, der Barbier frisiert und rasiert ihn täglich und der Maler stellt monatlich ein neues Gemälde vom Präsidenten her, das dann im Parlament frisch aufgestellt wird. Alle drei haben es in die unmittelbare Nähe des Präsidenten geschafft und können sich in dessen Macht sonnen.

Als es in dem kleinen Land jedoch einen Putsch gibt, werden alle drei zunächst als Gefangene auf den Landsitz des Präsidenten verschleppt. Nacheinander kommen sie nun zu Wort und der Leser erlebt aus ihrer Perspektive, wie sie einer nach dem anderen von Gefangenen zu ebnso geschätzten Mitarbeitern des neuen Machthabers, des ‚Kommandanten’ werden.

Mit ihrem Wiederaufstieg lassen sie den Leser teilhaben an den Verstrickungen der Mitwisser und Mittäter am Rande des Zentrums der Macht. Auch die Frau des Malers, die Tochter des Kochs und die Geliebte des Barbiers kommen zu Wort, sind sie doch - jede aus einem anderen Grund – ebenfalls Teil des Spiels mit der Macht. Auch sie sind Zeugen, Mitwisser und Weggucker und sie haben ihre ganz eigenen Verbindungen zu der Macht und ihren Verführungen.

Während das Land mit den Nachwirkungen des Putsches zu kämpfen hat, scheint auf dem Landsitz des ehemaligen Präsidenten die Zeit still zu stehen und die handelnden Personen dort klären und erkennen ihre Beziehungen untereinander und die Handlung treibt auf ein überraschendes Ende zu.

Mit ihrem ersten Roman ist der südafrikanischen Autorin eine beklemmende Allegorie auf die Korrumpierbarkeit der Menschen durch die Nähe zur Macht gelungen. Das kleine Land und seinen Präsidenten gibt es nicht. Die Denkstrukturen und die Verhaltensweisen der handelnden Personen ziehen sich jedoch durch die gesamte Geschichte der Menschheit und regen sicher auch dazu an, über eigenes Verhalten nachzudenken.

Sind es normalerweise die ‚unentbehrlichen Fachleute’, die einen solchen Regimewechsel unbeschadet überstehen, weil man auf ihre ‚Fähigkeiten’ offenbar nicht verzichten kann oder will, wählt Dovey Koch, Barbier und Maler als Symbole dieser Spezies Mensch. Da liegt allerdings auch die Schwäche dieses Romans, dem eine gute Idee zu Grunde liegt. Es ist durchaus mühsam, in einer Zeit, in der Köche und Friseure die Talkshows und die Klatschspalten bevölkern, einen kompletten Roman aus deren Perspektive ‚genießen’ zu müssen. Eigentlich gibt es genügend Beispiele in der Geschichte, die zeigen, dass weitaus bedeutendere Menschen den Verführungen der Macht erlegen sind.

 

 

# Ceridwen Dovey: Der Koch, der Maler und der Barbier des Präsidenten (aus dem Englischen von Sabine Roth); 224 Seiten; Luchterhand Literaturverlag, München; € 19,95

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