CHRISTINE DÄHN: „KARAT"

Die Gruppe Karat war eine Band, die DDR-Rockgeschichte geschrieben hat, aber auch nach 1990 weiter erfolgreich Akzente setzte. Allerdings hatte das künstlerisch hochkarätige Quintett bereits vor der Wende auch in Westdeutschland Erfolge gefeiert.

Im 35. Jahr der Band liegt nun erstmals eine ausgewachsene Biographie der längst zum Kult gewordenen Band vor. „Karat. Über sieben Brücken musst du gehn" heißt sie nach ihrem berühmtesten Hit und verfasst hat sie Christine Dähn. Zur Erinnerung für Nicht-Ossis: die Fernseh- und Hörfunkjournalistin war Moderatorin beim wichtigsten DDR-Jugendsener DT 64 und gilt als interne Busenfreundin der Band.

Und genau hier liegt das große Problem dieses Buches, für dessen Einordnung der Begriff „Hommage" noch untertrieben wäre, so viel Herzblut ist hineingeflossen. Das dampft zuweilen in schwülstig-blumiger Heldenverehrung, wo sachliche Information wünschenswert gewesen wäre, und manche Gedankenzüge, die mit der Musik ohnehin wenig zu tun haben, sind so schlicht und abseitig, dass sie überhaupt in kein ernstzunehmendes Buch gehören.

Dann wieder kommen die Bandmitglieder selbst ausführlich zu Wort. Das ist dann zwar sehr authentisch, bleibt aber ungeordnet und geht oft über das noch hinnehmbar Persönliche hinaus. Die teils spannenden Erlebnisse dieser Band, die nicht von ungefähr auch im Westen ankam, geraten immer wieder zu einem schwer verdaulichen Brei, wenn sie ungefiltert (durch ein versiertes Lektorat!) ausgebreitet werden, als erzählten sich Ehemalige beim Klassentreffen, was damals so lief und warum es aus heutiger Sicht so schön war.

Mangelnde Struktur und manches Zeitwirrwarr machen es jenen Lesern, die nicht sehr vertraut mit der Bandgeschichte sind, zusätzlich schwer, eine klare Linie zu erkennen. Da kann dann die feine Aufmachung mit einer Fülle teils noch nie veröffentlichter Fotos und der Schatz an sympathischen Anekdoten kaum versöhnen, zumal auch die für eine echte Rock-Biographie an sich unverzichtbare Chronik und Diskogaphie fehlen.

Fazit: dieses Werk mag als sehr persönlich gefasstes Erinnerungsbuch der Band dienen, auf die verdiente „richtige" Biographie zu Karat aber müssen wir leider weiterhin warten.