MATTHIAS KEIDTEL: „GEHT DOCH!"

Mit viel schrägem Charme und aberwitzigen Szenen gestaltete Matthias Keidtel die Trilogie um das Erwachsenwerden seiners herrlich schusseligen Nicht-Lebenskünstlers Holm. Doch nun liegt mit „Geht doch!" der 3. Band vor und, oh Graus, unser Held droht tatsächlich noch vorm 40. Geburtstag erwachsen zu werden.

Im 2. Band war er durch sein verhunztes Abenteuer mit der Reinhard-Mey-Rose nicht nur erstmals aus seinem Wohnort Berlin-Rudow herausgekommen und hatte es bis Berlin-Mitte und in ein aberwitziges Erlebnis im Rotlichtmilieu geschafft. Zwar ist er reumütig heimgekehrt zu seinen nicht wirklich begeisterten Eltern und in sein heimeliges Kinderzimmer mit all den Reinhard-Mey-Platten und Postern. Aber er war zum Schluss ja auch in einen wegweisenden Kontakt gestolpert: dem zu Sylvia, ebenfalls leidenschaftlicher Mey-Fan.

Und er war irgendwie auf den Geschmack gekommen hinsichtlich öffentlicher Auftritte. Was für einen wie Holm voll nach Abenteuer riecht und außerdem die Chance eröffnet auf etwas Bleibendes. Dafür besucht er nun Kaufhausjubiläen und Eröffnungsveranstaltungen, immer bestrebt, dabei auf den obligatorischen Pressefotos verewigt zu werden. Das läuft erfolgsversprechend an, bis er in einem Kaufhauszentrum den ultimativen Querschläger bekommt.

Die Security hat er schon ausgetrickst und steht auf dem roten Teppich für den Regierenden Bürgermeister, da zupft neben ihm die freche kleine Zarah ein Sektglas aus einer ganzen Pyramide von Gläsern. Weil nun Holm danebensteht und angesichts des riesigen Desasters kein Wort herausbringt, wird er samt der vermeintlichen Tochter erstmal in Gewahrsam genommen. Wie das Leben dem naiven Tropf einmal mehr mitspielt, naht Zarahs Mutter und – entpuppt sich als die ihm bereits leidlich bekannte Sylvia!

Man glaubt es kaum, aber in Holm wachsen ernsthafte Gefühle und es droht sogar so etwas wie ein Happy End! Fast zu schade, wenn die Holm-Trilogie damit zum Ende kommt, doch es ist noch einmal viel skurriler Humor in diesem so kunstvoll schlicht erzählten Unterhaltungsroman. Allerdings stecken da eine Menge doppelbödiger Gedanken zwischen den Zeilen und die krönen das Ganze zu einem höchst sympathischen Spaß über die Menschwerdung eines ziemlich unexemplarischen modernen Mannes.

 

# Matthias Keidtel: Geht doch!; 383 Seiten, Klappenbroschur; Manhattan Verlag, München; € 14,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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