DAVID C. KING: „INDIANER"

Es gibt viele Vorstellungen von Indianern und überwiegend sind sie von Hollywood-Filmen oder in unseren Breiten vielfach durch Karl Mays wenig authentische Winnetou-Bücher geprägt. Diese oft sehr einseitigen Filme oder auch die Abenteuergeschichten Mays, der selbst erst im Alter persönlich Indianergebiete besuchte, ergeben ein schiefes und sehr unvollständiges Bild dieser vermeintlichen Wilden.

Um so verdienstvoller ist David C. Kings Buch „Indianer. Geschichte, Alltag, Bräuche", das in sieben Kapiteln mit anschaulichen Beschreibungen und einer Fülle von Abbildungen und Karten die historische Realität darlegt. Fachlich unterstützt wurde er dabei von Peter M. Whiteley, dem Kurator der nordamerikanischen ethnologischen Abteilung am New Yorker „American Museum of Natural History". Der Bogen spannt sich hier von der Einwanderung der ersten Indianer etwa 10.000 vor Christus nach der letzten Eiszeit über den Niedergang nach der Ankunft der Weißen bis hin zum Widerstand des American Indian Movement in der Neuzeit.

Als die Europäer Anfang des 16. Jahrhunderts auch Nordamerika erreichten, existierten dort rund 300 verschiedene Indianerstämme und die Unterschiede waren so groß wie die Entfernungen auf diesem riesigen Kontinent. Ein Cherokee im Südosten war sicher mindestens so andersartig von einem Haida an der nordwestlichen Pazifikküste wie ein Finne von einem Portugiesen. Und das Buch zeigt auch, welche erstaunlichen kulturellen Errungenschaften diese Millionen von Ureinwohnern bis zum Eintreffen der Weißen bereits entwickelt hatten.

Die Kapitel unterscheiden in Regionen und widmen sich manchen namhaften Stämmen wie den Sioux, Irokesen, Huronen, Apachen und Seminolen bis hin zu den Inuit im Norden Alaskas. Ihre Art zu wohnen, sich zu ernähren, ihre Weltanschauung und ihre kulturellen Eigenheiten werden leicht verständlich beschrieben und mit reichhaltigem Bildmaterial anschaulich gemacht. Zahlreiche Karten ordnen die verschiedenen Völker geografisch ein und es werden auch berühmte Häuptlinge wie Tecumseh, Geronimo und Sitting Bull vorgestellt.

Und natürlich fehlt nicht das schwärzeste Kapitel der Geschichte der „Native Americans", die Umsiedlung ganzer Stämme durch die neuen weißen Herren, die zum großen Niedergang der Indianer mit vielen kriegerischen Konflikten, dem Tod Zehntausender und viel Elend in den Reservaten führte. Zum weiteren Verständnis sind Zeitleisten, ein umfangreiches Glossar und ein egister sehr hilfreich. Fazit: eine bessere Indianerkunde für ganz junge Leser ab etwa 8 Jahre, aber auch ältere Interessierte ist kaum denkbar.

 

# David C. King:; Indianer. Geschichte, Alltag, Bräuche (aus dem Englischen von Cornelia Panzacchi); 192 Seiten, über 500 Abb., Großformat; Dorling Kindersley Verlag, München; € 16,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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