LINCOLN CHILD: „NULLPUNKT"

Nach seinem ersten Soloroman „Wächter der Tiefe" legt Thriller-Autor Lincoln Child mit „Nullpunkt" nun eine Geschichte vor, die durchaus ein wenig an den SF-Filmklassiker „Das Ding aus einer anderen Welt" von 1951 erinnert. Auch hier geht es um eine Bestie im arktischen Eis, die bei ihrem Erwachen zu einem offenbar unbezwingbaren Albtraum wird.

Doch Child schließt das Muster gewissermaßen an eine Hochspannungsleitung an und schickt seine Protagonisten in einen tödlichen Taumel des blanken Horrors. Dabei beginnt es vergleichsweise harmlos, als Wissenschaftler in einer abgelegenen Region Alaskas in einer ehemals geheimen Militärbasis Forschungen zum Klimawandel vornehmen. Als die Forscher in einer Höhle mitten im Eis zwei vor sich hinstarrende riesige Augen entdecken, die zu einer zunächst nicht identifizierbaren Kreatur gehören, warnt sie ein Schamane der hier in der Abgeschiedenheit lebenden Ureinwohner vor diesem „Wesen".

Der Leiter der Expedition meldet den Fund gleichwohl an einen Dokumentarfilmer, der sogleich mit einem ganzen Filmteam kommt. Entgegen aller Warnungen sägen die ebenso ehrgeizigen wie bedenkenlosen Filmleute den vermeintlichen urzeitlichen Säbelzahntiger aus dem Eis, denn sie wollen ihn vor laufender Kamera auftauen. Doch dann ist die Kreatur verschwunden und man findet nur noch Reste eines getöteten Kameramannes.

Damit schaukelt sich eine albtraumhafte Hetzjagd auf, bei der jedoch nicht die fremdartige Kreatur das gejagte Opfer ist. Während die Basis vom heraufziehenden Schneesturm isoliert wird, gerät deren mehrstöckiges Innere zu einem wahrhaft klaustrophobischen Labyrinth. Mit Entsetzen müssen die Insassen erkennen, dass das Monstrum nicht nur mit ungeheurer körperlicher Kraft ausgestattet ist, es scheint obendrein mit lähmenden Schwingungen und einer unbegreiflichen Immunität gegen den Beschuss aus konventionellen Waffen schier unbesiegbar zu sein.

Diese bestialische Heimsuchung gipfelt in einem irrsinnigen Horrorfinale und schreit geradezu nach einer Verfilmung. Das ist virtuos und absolut fesselnd geschrieben und mag es auch keine hochklassige Literatur sein, so ist es doch ein packender Schmöker für wohliges Gruseln. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

# Lincoln Child: Nullpunkt (aus dem Amerikanischen von Axel Merz); 395 Seiten; Wunderlich Verlag, Reinbek; 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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