ANDY EARL: „JOHNNY CASH"

Als Mann von gestern abgeschrieben war Johnny Cash (1932-2003) schon in den 80er Jahren, zu sehr Country für Pop-Fans, zu düster für Country& Western. Um so sensationeller dann das völlig unwahrscheinliche Comeback ausgerechnet mit dem schrägen HipHop- und Metal-Produzenten Rick Rubin. Gleich das erste der „American Recordings"-Alben erreichte Kultstatus und eröffnete eine ganz neue Fan-Gemeinde.

Guru Rubin hatte seine Vorstellungen über das Gesamtpaket und dazu gehörte auch eine außergewöhnliche visuelle Präsentation. Dazu beorderte er den versierten englischen Musikfotografen Andy Earl, der schon Madonna, Mick Jagger und andere Stars fotografiert hatte, im Februar 1994 nach Australien, wo Cash gerade eine Tournee mit seinen bekannten Hits durchführte. Über die Session mit dem eigenwilligen Hünen sagte Earl später: „Ich bin sehr stolz auf diese Aufnahmen."

Und das zeigt nun auch der Bildband „Johnny Cash. Fotografien von Andy Earl", der die Früchte dieser ungewöhnlichen Fotosession aber auch die der späteren Aufnahmen von 1996/97 zusammengefasst. Auf dem Cover findet sich natürlich jenes legendäre Foto mit dem „Man in Black" und den beiden Hunden, das dann nicht nur das ebenso legendäre Cover der Nummer Eins der „American Recordings" zierte, sondern auch als Markenzeichen der gesamten Reihe und der dazugehörigen Konzerte diente. Earl schildert dazu die wahre Geschichte dieses Glückfalls mit den Hunden eines Stationsvorstehers.

Doch auch die übrigen Schwarzweiß-Aufnahmen des Altstars mit dem grandiosen Spätwerk zeigen diese unglaubliche Ausstrahlung in einem Gesicht, das vom Alter sowie von schweren Krankheiten und Operationen gezeichnet war. Und dem kongenialen Fotografen gelang es, diesem lebenden Denkmal seiner selbst die ganze innewohnenede Würde zu belassen, dabei war die Arbeit des so viel jüngeren Andy Earl mit dem großen Musiker „ein echtes Vergnügen".

Dieser opulente Bildband präsentiert Johnny Cash als wahre Ikone und lässt ahnen, welch eine außergewöhnliche Persönlichkeit er war. Fazit: Ein großartiges Fotobuch und eine exzellente Hommage an einen der Größten der Musikszene.

 

# Andy Earl: Johnny Cash. Fotografien von Andy Earl (aus dem Englischen von Thorsten Wortmann); 152 Seiten, ca 100 SW-Fotos, Supergroßformat; Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin; € 49,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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