PETER KNORR u.a.: „TITANIC DAS ENDGÜLTIGE SATIREBUCH"

Als die giftige Satire-Zeitschrift „Pardon" nach glorreichen 68er-Zeiten ins Obskure abdriftete, verließen Spitzenkönner wie Robert Gernhardt, F.K.Waechter, Hans Traxler, Chlodwig Poth und andere das sinkende Schiff und gründeten 1979 die „Titanic". In den 30 Jahren ihres Treibens mischte sie mit Respektlosigkeit, Geilheit und viel 'political incorrectness' und so mancher Geschmacklosigkeit so viel Staub auf, dass sie sich den Ehrentitel „die verbotenste Zeitschrift Deutschlands" zu sein, redlich verdiente.

35 konfiszierte Ausgaben, 55 Gerichtsverfahren mit teils schmerzhaft teuren Urteilen, dazu unzählige Einstweilige Verfügungen untermauern den Anspruch als Grenzgänger von Geschmack und Erlaubtem. Und das Jubiläum ist den Machern einen Sammelband mit Highlights der Unehrerbietigkeit und des spitzfindigen bis subversiven Nonsens wert: „Titianc, das endgültige Satirebuch. Das Erstbeste aus 30 Jahren" haben die Herausgeber um Peter Knorr es überschrieben und falls das übertrieben sein sollte – das gehörte stets dazu.

Hier sind nicht nur sämtliche der prinzipiell aufrührerischen Cover abgebildet, unter ihnen Legendäres wie jenes zur Zonen-Gaby mit der Gurkenbanane oder zum 3. Oktober 1990: „Wiedervereinigung ungültig: Kohl war gedopt!" Ihn machten sie zur „Birne", wogegen „Gensch-Man" zum Ehrenspitznamen geriet. Aber es finden sich neben Angie als „Femme banale" auch himmelschreiend komische Verlächerlichungen von Finsterlingen wie Adolf, der Nazisau, samt der heftigen „Geil Hitler"-Revue und auch einige bisher unveröffentlichte Originalbeiträge.

Immer wieder versammelte sich die Elite deutscher Zeichner und Satiriker in der Frankfurter Redaktion und liebte es blasphemisch, anarchisch und politisch ätzend. Doch die Bananenrepublik Deutschland wurde nicht nur mit Texten, Karikaturen und schrägen Bildern aufgemischt, hinterfotzige Aktionen sorgten für Aufruhr in der gesamten Öffentlichkeit, als zum Beispiel Titanic-Redakteur Bernd Fritz als Buntstiftlutscher Gottschalks „Wetten dass...?" verulkte oder Martin Sonneborn die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland holte, weil Titanic die Fifa-Bosse erfolgreich per Fax mit je einer Kuckucksuhr und einem Fresskorb bestach.

Fazit: ein herrlich fieses Sammelsurium an köstlicher Satire, manch hinreißend witzigen Bildern und allerlei Respekt- bis Geschmacklosigkeiten.

 

# Peter Knorr u.a. (Hrsg.): Titanic, das engültige Satirebuch. Das Erstbeste aus 30 Jahren; 400 Seiten, ca 250 Abb., Mittelformat; Rowohlt Verlag, Berlin; € 25

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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