FRANK DELANEY: „TIPPERARY"

Frank Delaney zählt zu den hinreißendsten Autoren irischer Geschichte und in seinem neuen Roman „Tipperary" kehrt er unmittelbar an seinen eigenen Heimatort zurück. Im Gegensatz zu seinem letzten Roman „Harfe und Schwert", der ebenfalls als „Die große Irland-Saga" untertitelt war, geht es diesmal jedoch nicht um die alten mythischen Zeiten sondern um den epischen Kampf der Iren um die Befreiung vom jahrhundertelangen Joch der Engländer.

Einmal mehr verbindet der Sprachzauberer persönliche Schicksale mit dem historischen Geschehen und diesmal setzt er dabei auf eine große bewegende Romanze. Nachdem er den Werdegang des Außenseiters Charles O'Brien zum Heiler beschrieben hat, lässt er den Ich-Erzähler am Krankenbett Oscar Wildes in Paris scheitern. Auch er kann den Skandaldichter nicht mehr retten, doch der 40-Jährige begegnet bei dieser Gelegenheit der Liebe seines Lebens, der 18-jährigen April Burke. Die ihn jedoch kühl abblitzen lässt, als er ihr den Hof macht.

Aber O'Brien findet in dem berühmten Dichter William Butler Yeats einen Ratgeber, der ihm empfiehlt, April zu helfen, ihr rechtmäßiges Erbe an Tipperary Castle zurückzuerlangen. O'Brien, selbst dort gebürtig, tut wie geheißen, erntet allerdings nur Dankbarkeit, wogegen die Angebetete ihren Anwalt heiratet. Das Alles aber spielt bereits vor dem historischen Hintergrund des immer gewalttätigeren Rumorens der Iren gegen die oft brutal anmaßend auftretenden englischen Herren.

Delaney lässt dieses Geschehen außer von O'Brien ebenso von einem glühenden Aktivisten wie auch von einem modernen, um Sachlichkeit bemühten Kommentator berichten und diese verschiedene Erzählstimmen schaffen ein authentisches Bild der Ereignisse, gerade durch ihre unterschiedlichen Blickwinkel und die enge und durchaus auch emotionale Verknüpfung der Ereignisse der immer dramatischer werdenden Entwicklung. Eingewoben werden hier die Entstehung von Sinn Fein und IRA und das Agieren etlicher historischer Figuren.

Vor diesem Hintergrund erlangt die inzwischen verwitwete April Tipperary Castle nach jahrelangem Ringen 1911 zurück und es ist O'Brien, der ihr bei der Wiederherstellung der alten Pracht hilft. Nun aber schaukeln sich die Aufstände endgültig zum Unabhängigkeistkrieg auf, der spätestens mit dem Osteraufstand von 1916 blutig entbrennt. Delaney malt hier ein komplexes und zugleich höchst lebendiges Gemälde dieser hitzigen Epoche, die tatsächlich mit dem Teilungsvertrag vom Dezember 1921 den größten Teil Irlands von der 800 Jahre währenden Fremdherrschaft befreit.

Das Alles fasziniert mit der wunderbaren Fabulierkunst, die eine Wirkung entfaltet, als stehe der Autor mit dem Leser auf du und du beim Erzählen. Neben eindringlichen Bildern und exzellent gestalteten Charakteren gibt aber auch eine subtile Prise Humor Farbe in diese fesselnde doppelte Liebesgeschichte: die persönliche zwischen O'Brien und April und die der Iren zu ihrem Land. Fazit: ein großes Lesevergnügen, das wie von selbst und auf durchaus sehr persönliche Weise auch die Geschichte von Irlands Befreiungskampf erzählt.

 

# Frank Delaney: Tipperary. Die große Irland-Saga (aus dem Englischen von Rainer Schmidt); 603 Seiten; Droemer Verlag, München; € 22,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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